Die erste Etappe begann erst nach Einbruch der Dunkelheit. Es war eisig kalt und dennoch kamen viele
Fans an die Strecke. Zuschauermagnet war wieder einmal der Rundkurs in St. Wendel. Nach
Geschäftsschluss standen dröhnende Motoren, quietschende Reifen und grelles Scheinwerferlicht im
Mittelpunkt der City. „Es ist faszinierend, mitten in der Stadt so einen Rundkurs zu fahren und trotzdem
die unglaublich vielen Menschen zu sehen“ begeisterten sich Gaßner/Thannhäuser und freuten sich im
zweiten Durchgang über die erste Bestzeit. Auf dem dritten Gesamtrang liegend ging das Kathrein Rennund
Rallye Team in die Übernachtungspause.
Am nächsten Morgen gab es wiederum heftige Diskussionen um die Reifenwahl. Es herrschten
Minustemperaturen und auf den Prüfungen waren stellenweise noch Eis und Schnee zu finden, ebenso
gab es schmierige und trockene Streckenabschnitte. Hermann Gaßner traf die richtige Entscheidung und
fuhr auf der zweiten Prüfung des Tages erneut die schnellste Zeit. Nach einer weiteren Bestzeit übernahmen Gaßner/Thannhäuser die Führung im Gesamtklassement und bauten diese mit vier
weiteren Bestzeiten noch mehr aus. Dabei kamen die unterschiedlichsten Reifen-Varianten zum Einsatz: „Wir fuhren mit zwei Ersatzreifen und haben diese nach den Schnee-Wertungsprüfungen diagonal für
den Asphalt Rundkurs gewechselt. Wir mussten einfach einen Kompromiss in der Reifenwahl finden. Das
war etwas abenteuerlich, aber es ist sich ausgegangen“.
Am Abend wurde es wieder eisig kalt und das Tauwasser fing an zu gefrieren. „Mit fast eineinhalb
Minuten Vorsprung hat’s uns dann nimmer so pressiert und konnten dann etwas vorsichtiger fahren“ war
Gaßner sichtlich erleichtert und strahlte im Ziel: „Die Mechaniker haben uns ein perfektes Auto
hingestellt und es während der Rallye optimal betreut. Diese Rallye hat richtig schöne
Wertungsprüfungen und es hat uns Mega-Spaß gemacht, hier zu fahren !“
Meisterschaftspunkte gibt es für den vierfachen Champion aus Surheim allerdings nicht. „Wir werden
uns in diesem Jahr nicht in der Deutschen Rallyemeisterschaft einschreiben“ erklärt Hermann Gaßner
und begründet dies mit der langjährigen Partnerschaft seines Reifenherstellers. „Zudem wäre auch ein
Start im WM-Feld der ADAC Rallye Deutschland wieder nicht möglich. Seit 1988 fahre ich nun in der
Deutschen Rallye-Meisterschaft“ blickt Gaßner zurück und bedauert: „2013 wäre es die 25. Saison !“
Die Frage warum Gaßner nicht mit dem aktuellen Mitsubishi Evo X angereist ist begründet er so: „Ich wollte in keiner punkteberechtigten DRM-Divison fahren, daher fuhren wir mit dem Mitsubishi Evo VIII, der keine gültige FIA-Homologation mehr hat. Eine Homologation bedeutet das Erfüllen von motorsportbehördlichen Auflagen bezüglich Ausführung und Stückzahlen, damit ein Fahrzeug in bestimmten Klassen und für bestimmte Rennen zugelassen wird“.
Text: kartha
Fotos: RBHahn