• V12 TDI-Motor erstmals bei Hitze getestet
• Interview mit Ulrich Baretzky, Leiter Motorentechnik
Welche Bedeutung hat die Zeit, die Dindo Capello erzielt hat?
Ulrich Baretzky: "Keine große. Es war nicht unser Ziel, hier in
Sebring um jeden Preis schnelle Rundenzeiten zu fahren. Es geht uns darum,
Daten zu gewinnen und das Auto auszusortieren. Die Zeit zeigt natürlich,
dass wir mit dem Konzept des R10 in die richtige Richtung unterwegs sind.
Man muss bedenken, dass dies erst unser dritter Test mit einem völlig
neuen Auto ist. Bis Le Mans ist es noch ein weiter Weg, denn dort kommt es
nicht auf eine schnelle Runde, sondern vor allem auf Zuverlässigkeit
an."
Für viele scheint es eine Überraschung zu sein, dass der V12 TDI-Motor
des R10 nicht nur sehr leise ist, sondern auch völlig rauchfrei läuft...
Baretzky: "Es war von Anfang an unser Anspruch, dass man genau wie bei
unseren Serienautos den Diesel nicht als Diesel erkennt – schon gar
nicht an Rauchwolken, sondern höchstens am besonders leisen Geräusch,
am geringen Verbrauch und an seiner Leistungsfähigkeit. Unser Ziel war
es, einen schadstoffarmen Dieselmotor zu entwickeln und zu Gunsten eines rauchfreien
Betriebs lieber auf das eine oder andere PS zu verzichten. Wir setzen hier
in Sebring auch erstmals neue Partikelfilter ein, die sich bisher sehr gut
bewährt haben. Sie gefallen meinen Kollegen von der Fahrzeugseite zwar
nicht so gut, weil sie recht groß sind. Doch selbst wenn man nach 20
Runden mit den Fingern in den Auspuff fasst, hat man saubere Finger. Und genau
das wollten wir erreichen. Unser TDI-Motor ist leistungsstark und sauber."
Der V12 TDI des R10 scheint bereits sehr zuverlässig zu sein. Ist das
selbstverständlich?
Baretzky: "Selbstverständlich ist gar nichts. Das R10-Projekt ist
sehr ehrgeizig, weil wir komplettes Neuland betreten haben und es viele Fragezeichen
gab und noch immer gibt. Gegenüber der Entwicklung des R8 hatten wir
den Vorteil, dass wir inzwischen Erfahrungen und Prüfstände haben,
die wir vor sieben Jahren noch nicht hatten. Wir können uns hier auf
der Rennstrecke auf Dinge konzentrieren, die man auf dem Prüfstand nicht
simulieren kann – dazu zählen die wellige Strecke und die Hitze."
In Sebring wurde der R10 erstmals bei großer Hitze getestet. Welche
Erkenntnisse gibt es?
Baretzky: "Es gab einige Überraschungen – bisher allerdings
eher positiver Art. Die Konfiguration der Kühler und der gesamte Diesel-Kreislauf
zählen zu den Dingen, die sich auf dem Prüfstand nicht simulieren
lassen. Man kann weder eine Motorhaube simulieren, noch den Fahrtwind, eine
Boxengasse oder die Asphalttemperaturen. Man kann eben nicht alles unter Laborbedingungen
erarbeiten. Man braucht auch die Tests auf der Rennstrecke."
In Sebring sind dabei Probleme aufgetreten, die sich bei den beiden Tests
in Europa noch nicht offenbart hatten.
Bartezky: "Genau deswegen sind wir hier. Wir wollen die Kinderkrankheiten
aussortieren, dazu eignet sich die Strecke in Sebring ganz hervorragend. Es
hätte mich beunruhigt, wenn nichts aufgetreten wäre. Je früher
wir Schwachstellen finden, desto früher können wir sie abstellen.
Wir wollen schließlich nicht beim Testen eine problemlose Fahrt haben,
sondern beim Rennen in Le Mans." (Quelle: Motorsport-Guide.com)