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Der BMW X3 CC vom Team X-Raid wurde auf dem Magna Steyr Gelände der Öffentlichkeit präsentiert

Das Werk von Magna Steyr in Graz ist die exklusive Produktionsstätte des BMW X3, täglich rollen circa 400 Exemplare vom Band. Eine Version, die in keinem Katalog zu finden ist, entstand dort in achtmonatiger Entwicklungsarbeit: der X3 CC („Cross Country“) für die Dakar-Rallye 2006.

Sven Quandt und sein Team X-Raid präsentierten bei Dakar-untypischem Wetter am Grazer Magna-Werksgelände ihren Herausforderer für die härteste Marathonrallye der Welt. Motorsport hat in Graz Tradition: der Puch 650 TR gewann 1965 die Rallye-Europameisterschaft, und 1983 waren Jacky Ickx/Claude Brasseur mit dem in Graz entwickelten (und heute noch immer gebauten) Puch, pardon, Mercedes G Dakar-Sieger. Ssteirische Allradkompetenz verhalf später dem Lancia Delta Integrale zu WM-Titeln. Beim X3 CC kommt auch der Motor: der Common-Rail-Diesel mit drei Liter Hubraum und variabler Aufladung durch zwei verschieden große Turbolader wird im BMW-Werk in Steyr produziert, von der dortigen Motorenentwicklung wurde er für den Renneinsatz überarbeitet. Das klare Ziel aller Beteiligten: der Sieg in der T1-Klasse und der Dieselwertung. Der ehemalige Rennleiter von Mitsubishi und auch als „Unabhängiger“ erfolgreiche Teambetreiber Quandt schickt dieses Mal vier Autos an den Start.

Alfie Cox/Ralph Pitchford, RZA
Der ehemalige KTM-Werksfahrer Alfie Cox gibt 2006 sein Dakar-Debüt bei den Autos, für Außenstehende ein überraschender Wechsel. „Eigentlich war ich noch nicht bereit, mit den Motorrädern aufzuhören“, meint Cox dazu; diese Chance sei aber zu gut gewesen, sie auszuschlagen. Außerdem genießt der Südafrikaner die Gesellschaft eines Kopiloten: „ich war es nach acht Jahren leid, immer nur mit mir selbst zu reden“. Cox selbst meint, die tragischen Unfälle der Dakar 2005 hätten bei seiner Entscheidung keine Rolle gespielt, gibt aber doch zu: „ich fühle mich im Auto besser geschützt“. Es wird beileibe nicht seine erste Rallye auf vier Rädern. Mit seinem Beifahrer Ralph Pitchford hat heuer die südafrikanische Off-Road-Meisterschaft gewonnen. Pitchford war bereits 1998 der Mechaniker von Cox bei der Dakar, als Beifahrer wird es sein erster Auftritt in der Sahara.

Guerlain Chcherit/Matthieu Baumel, F
Nicht nur Motorradfahrer, sondern auch Skiläufer wechseln gelegentlich mit Erfolg zu den Autos. Guerlain Chicherit ist der Extremski-Weltmeister von 2002, er hat sich mit Auftritten bei der Trophée Andros und in der französischen Rallyemeisterschaft für die Dakar 2005 empfohlen, wo er auf Anhieb die Zielankunft schaffte „Schifahren und Autofahren sind sehr ähnlich: die Linie, das Sliden, das Antizipieren, wo man hinwill – es ist auf Sand dasselbe wie auf Eis“, meint der Franzose, dessen wagemutige Stunts laut Teamchef Quandt einem kühlen und besonnenen Kopf entspringen. Sein Beifahrer Mattheu Baumel kommt von der „klassischen“ Ralleszene, er sieht die Wüste zum ersten Mal. „Guerlain und ich wollen das Ziel erreichen, dafür wird Geduld das wichtigste sein!“

Nasser Al-Attiyah, QA/Alain Guehennec, F
Die Geduld hat Nasser Al-Attiyah aus Qatar bei seinem letzten Dakar-Auftritt verlassen: er verabschiedete sich, an vierter Stelle liegend, mit einem Überschlag. Der Stammfahrer bei X-Raid hat sich heuer einige Titel geholt: Middle East Rally Champion, Vizeweltmeister der Gruppe N. Die Qatar Baja gewann er mit satten drei Stunden Vorsprung: „meiner Meinung nach werden wir heuer die Überraschung für viele andere Werke sein“. Dabei steht ihm Alain Guehennec zur Seite: siebzehn Mal war er bereits als Beifahrer beim großen Wüstenabenteuer dabei. „Heuer gibt es kein GPS mehr, wir haben nur mehr das Roadbook und die Karten – die Navigation wird schwieriger, aber wir sind darauf vorbereitet“ – back to the roots für den Grandseigneur des Teams.

José Luis Monterde, E/Tiziano Siviero, I
Mit dem Vorgängermodell X5 CC hat X-Raid bereits 2004 den Raid-Weltcup gewonnen; ein modifizierter X5 wird für den Spanier José Luis Monterde eingesetzt. Der nominell größere X5 hat in der Raid-Version den kürzeren Radstand und die schmalere Spur, ist aber ansonsten mit dem X3 CC baugleich. Der Raid-Spezialist Monterde ist ebenfalls Stammpilot bei X-Raid, er war 2005 Gesamtneunter bei der Dakar und Zweiter bei der UAE Desert Challenge. Sein Beifahrer Tiziano Siviero bedarf keiner Vorstellung: gemeinsam mit Miki Biasion war er zweimal Rallye-Weltmeister.

Begleitet wird X-Raid von insgesamt sechs Trucks aus dem Hause MAN, zwei davon fahren im Bewerb mit. Auch hier gibt es einen Österreichbezug: die 400 PS starken 4x4-Trucks wurden von der MAN-Tochter Steyr Trucks gebaut, das Motortuning erfolgte dann in Deutschland.

Die Dakar-Rallye beginnt am 31. Dezember in Lissabon, Zielankunft im Senegal ist am 15. Jänner 2006. (Motorsport-Guide.com/Johannes Gauglica)

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