Dakar 2006: Volkswagen mit Giniel de Villiers Zweiter
- Geschrieben von Dirk Hartung
- Kategorie: Rallye Raid (Langstrecke)
• Fünf Etappensiegen, drei zweitbeste und acht drittbeste Zeiten
• Stimmen der Fahrer und Beifahrer
"Natürlich freuen wir uns über den zweiten Platz für
Volkswagen sowie für Giniel de Villiers und Tina Thörner bei der
diesjährigen Rallye Dakar, die überaus hart, schnell und spannend
war", erklärt Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen. "Gleichzeitig
sind wir enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben. Der Sieg war unser
Ziel. Die Chance und das Potenzial waren vorhanden, doch wir haben sie leider
nicht genutzt. Herzlichen Glückwunsch an Mitsubishi, an Luc Alphand und
an Gilles Picard zum Sieg."
Kris Nissen, seit Sommer 2003 verantwortlich für die Motorsport-Aktivitäten
der Marke Volkswagen, weiter: "Trotzdem bedeutet unser Abschneiden gegenüber
dem Vorjahr wieder eine Steigerung. Wir haben fünf Etappensiege erreicht.
In der Gesamtwertung belegen wir die Plätze zwei, fünf, acht und
elf. Es ist die beste Platzierung eines Dieselfahrzeuges bei der Rallye Dakar
und die beste Platzierung eines deutschen Automobil-Herstellers seit dem Porsche-Sieg
1986. Wir haben in allen Bereichen – Technik, Team, Logistik –
riesige Fortschritte erzielt. Ich denke, wir haben Seriensieger Mitsubishi
erheblich unter Druck gesetzt. Unser Fazit ist, dass wir der starken Konkurrenz
in fast allen Bereichen zumindest ebenbürtig waren, uns jedoch an wenigen
Stellen noch verbessern müssen. Am Race Touareg 2 müssen wir lediglich
ein wenig Feinschliff vornehmen, um uns vor allem im tiefen, weichen Sand
zu verbessern. Da haben wir in diesem Jahr entscheidend verloren."
Giniel de Villiers, der erst zum vierten Mal die Rallye Dakar bestritt und
nach dem sechsten Tag sogar führte, lag seit der achten von 15 Etappen
ständig unter den ersten drei Teams in der Gesamtwertung. Auf der anspruchsvollen
zwölften Etappe rückte der 33 Jahre alte Südafrikaner nach
einem Fehler des achtmaligen "Dakar"-Siegers Stéphane Peterhansel
auf die zweite Position vor. Der stets hoch konzentrierte de Villiers und
seine schwedische Beifahrerin Tina Thörner, die vor neun Monaten von
Volkswagen verpflichtet wurden, zeigten auch in schwierigstem Gelände
und auf der Marathon-Etappe bis zum Schluss ihre Leistungsfähigkeit und
verringerten den Abstand zu Sieger Luc Alphand in einem Schluss-Spurt an den
letzten Tagen auf 17 Minuten.
Zweitbestes Volkswagen Team im Ziel sind der Amerikaner Mark Miller und sein
deutscher Beifahrer Dirk von Zitzewitz. Miller, der erst seinen zweiten Einsatz
für Volkswagen bestritt und zum dritten Mal bei der Rallye Dakar startete,
überraschte viele etablierte Gegner mit seinem kalkuliert hohen Tempo.
Drei Zeiten unter den besten drei Teams im Tagesergebnis, darunter eine auf
die Sekunde mit Stéphane Peterhansel gleiche Zeit auf der zweitlängsten
Etappe am achten Tag der Rallye, zeigten das Talent des aus Arizona stammenden
Amerikaners. Zwei Überschläge auf der siebten Etappe verhinderten,
dass das amerikanisch-deutsche Duo im Endergebnis noch besser abgeschnitten
hat.
Bruno Saby mit Beifahrer Michel Périn wurden mit Platz acht deutlich
unter Wert geschlagen. Die beiden Marathon-Rallye-Weltcupsieger des Vorjahres
lagen nach der sechsten Etappe nur 3.57 Minuten hinter der Spitze auf Platz
sechs, als sie durch eine gelockerte Verbindung in der Kraftstoffversorgung
fast sieben Stunden Zeit verloren. Vom 22. Gesamtrang kämpften sich die
beiden früheren "Dakar"-Sieger aus Frankreich binnen vier Etappen
wieder um 14 Plätze vor.
Carlos Sainz und Andreas Schulz dominierten die Rallye zu Beginn. "Dakar"-Neuling
Sainz, mit 26 Siegen im klassischen Rallyesport ein Rekordhalter, bewies beim
Umstieg in den Marathon-Rallyesport sein herausragendes Talent. Vier Etappensiege
sowie die Führungsposition an vier der ersten fünf Tage unterstreichen
die Qualitäten des spanisch-deutschen Duos. Ein Kupplungsdefekt auf der
achten Etappe, die Folge eines Befreiungsmanövers aus tiefem Sand am
Vortag, warf den zweimaligen Rallye-Weltmeister aussichtslos um mehr als acht
Stunden auf Platz 16 zurück. Bis ins Ziel verbesserte sich das Duo auf
den elften Platz.
Jutta Kleinschmidt und Fabrizia Pons schieden auf der elften Etappe wegen
einer irreparablen Beschädigung als Folge eines Unfalls aus. An fünfter
Stelle liegend, traf das deutsch-italienische Damen-Duo auf dem Weg von Kayes
nach Bamako nach einem tiefen Schlagloch einen Baumstumpf so unglücklich,
dass die Radaufhängung vorne rechts am Race Touareg so sehr beschädigt
wurde, dass sie vor Ort nicht repariert werden konnte. Damit kam eine schöne
Serie zum Ende: Jutta Kleinschmidt und Fabrizia Pons waren bislang mit Volkswagen
stets im Ziel.
Endergebnis nach 15 Etappen, 4813/9043 km WP/Gesamt
Pos., Team, Fahrzeug, Gesamtzeit
1. Luc Alphand/Gilles Picard (F/F), Mitsubishi Pajero Evolution; 53:47.32
Std.
2. Giniel de Villiers/Tina Thörner (RSA/S), Volkswagen Race Touareg 2
+ 17.53 Min.
3. Nani Roma/Henri Magne (E/F), Mitsubishi Pajero Evolution + 1:50.38 Std.
4. Stéphane Peterhansel/Jean-P. Cottret (F/F), Mitsubishi Pajero Evolution
+ 3:20.24 Std.
5. Mark Miller/Dirk von Zitzewitz (USA/D), Volkswagen Race Touareg 2 + 3:23.25
Std.
6. Jean-L. Schlesser/François Borsotto (F/F), Schlesser-Ford + 4:09.23
Std.
7. Carlos Sousa/Jean-Marie Lurquin (P/B), Nissan Pick-up + 5:40.11 Std.
8. Bruno Saby/Michel Périn (F/F), Volkswagen Race Touareg 2 + 8:14.45
Std.
9. Guerlain Chicherit/Matthieu Baumel (F/F), BMW X3 + 8:25.13 Std.
10. Thierry Magnaldi/Arnaud Debron (F/F), Schlesser-Ford + 8:25.57 Std.
11. Carlos Sainz/Andreas Schulz (E/D), Volkswagen Race Touareg 2 + 10:03.46
Std
Stimmen der Fahrer und Beifahrer im Ziel
#301 – Bruno Saby (F)
"Die Marke Volkswagen hat gezeigt, dass sie ihren Platz bei der ‚Dakar’
hat. Das ist für die gesamte Mannschaft eine Bestätigung und Motivation
für die Zukunft. Wir hätten hier siegen können. Ich persönlich
bin ein wenig enttäuscht, denn wir hatten nur ein einziges Problem, das
uns rund sieben Stunden Zeit gekostet hat. Wenn das nicht gewesen wäre,
hätten wir um den Sieg kämpfen können. Wir wären gern
bis zuletzt vorne mitgefahren."
#301 – Michel Périn (F)
"Ich sehe diese Rallye sehr positiv, wir haben uns seit dem vergangenen
Jahr stark verbessert. Natürlich bin ich ein wenig enttäuscht, denn
ein Sieg wäre sehr schön gewesen. Ich habe das Gefühl, dass
Bruno Saby und ich hier etwas Großes hätten vollbringen können.
Giniel und Tina haben einen tollen Job gemacht. Wir sind stolz, Teil dieses
Teams zu sein."
#303 – Jutta Kleinschmidt (D)
"Für Volkswagen war es eine erfolgreiche Rallye. Ein zweiter Rang
mit nur einem knappen Rückstand auf den Sieger ist eine deutliche Steigerung
zum Vorjahr. Wir hätten natürlich gerne gewonnen, aber Erfolge kann
man nicht programmieren. Die erste Woche ist sehr gut gelaufen, es war ein
sehr enger Kampf. Zum Teil lagen die Top Drei innerhalb von 30 Sekunden. Ich
persönlich hätte mir mehr Sand gewünscht, obwohl wir dort noch
ein kleines Defizit haben. Unser Ausfall war unglücklich, doch wir hatten
das Rennen schon vorher beim Festfahren verloren. Aber wir wären die
Rallye sehr gerne zu Ende gefahren."
#303 – Fabrizia Pons (I)
"Leider haben die Veranstalter in diesem Jahr eine Route ausgewählt,
die nicht so viel Sand und Wüste wie in den Vorjahren beinhaltete. Wir
sind nur drei Tage lang in Mauretanien richtig in der Wüste gefahren.
Ich hätte mir mehr Sand gewünscht. Die neuen Navigations-Regeln
sind in Ordnung, wenn das Roadbook sehr präzise ist. Leider war das in
diesem Jahr nicht der Fall. Sogar die Änderungen, die am Abend vor jeder
Etappe herausgegeben wurden, waren oft falsch. Das müssen wir noch gemeinsam
mit dem Veranstalter verbessern."
#305 – Giniel de Villiers (RSA)
"Es war eine tolle Rallye, und mit dem zweiten Rang bin ich natürlich
zufrieden. Es ist für uns und für das Team ein schöner Erfolg.
Jeder im Volkswagen Team hat einen tollen Job gemacht. Es war bis zuletzt
spannend, und es hätte auch anders ausgehen können. Der Sieg war
grundsätzlich möglich – viel hat nicht gefehlt."
#305 – Tina Thörner (S)
"Es war eine typische ‚Dakar’, mit anspruchsvollen, aber
auch einigen leichten Etappen. Die Organisation war besser als in den Jahren
zuvor. Über den zweiten Platz bin ich natürlich glücklich –
aber es ist schon eigenartig, wenn uns nach mehr als 9000 Kilometern nur knappe
18 Minuten zu einem Sieg fehlen."
#307 – Carlos Sainz (E)
"Ich bin glücklich, meine erste Rallye Dakar gemeistert zu haben.
Wenn man bedenkt, dass ich zuvor noch nie eine Wertungsprüfung in der
Wüste oder auf Kamelgras gefahren bin, ist es gut gelaufen. Ohne unseren
Defekt an der Kupplung, an dem ich selbst schuld war, hätten wir um einen
Podiumsplatz kämpfen können. Ich habe in den vergangenen 15 Tagen
sehr viel gelernt. Ich freue mich schon auf die nächste ‚Dakar’."
#307 – Andreas Schulz (D)
"Die Zusammenarbeit mit Carlos Sainz hat viel Spaß gemacht. Ich
war beeindruckt, wie viel und wie schnell er gelernt hat. Doch am meisten
hat mich beeindruckt, auf welch einem hohen Niveau er hier eingestiegen ist.
Auf Anhieb konnte er beispielsweise mit Stéphane Peterhansel mithalten."
#309 – Mark Miller (USA)
"Ich bin von meinem ersten ‚Dakar’-Einsatz im Team von Volkswagen
Motorsport absolut begeistert. Die gesamte Mannschaft ist sehr professionell
und engagiert. Der Race Touareg 2 ist schon jetzt ein Auto, mit dem man gewinnen
kann. Auch die Zusammenarbeit mit Dirk hat richtig viel Spaß gemacht."
#309 – Dirk von Zitzewitz (D)
"Es war eine schwere ‚Dakar’, vor allem die letzten drei
Etappen waren sehr belastend für das Material. Durch die neuen Navigationsregeln
war auch meine Arbeit als Beifahrer komplizierter als im vergangenen Jahr.
Erschwert wurde sie durch nicht ganz optimale Roadbooks. Mark und ich haben
hier viel gelernt. Wir würden am liebsten sofort zur nächsten Dakar
aufbrechen."