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• Die berühmt-berüchtigte Rallye Dakar ist und bleibt ein Höllenritt für Mensch und Maschine. Während kein deutscher Fahrern das Ziel sah und sich Volkswagen mit Rang zwei begnügen musste, surfte der ehemalige Ski-Weltcup-Gesamtsieger Luc Alphand im roten Mitsubishi allen auf und davon.
Neun Jahre nach seinem größtes Erfolg, dem Gewinn des Ski-Weltcups, ist Luc Alphand wieder der Größte. Nicht beim Skifahren, sondern bei der berühmt berüchtigten Rallye Dakar. Eine 9043 Kilometer lange Schussfahrt von Lisabon in den Senegal. Zum ersten Mal hat er diese Mammut-Hatz gewonnen und Rekordsieger Mitsubishi den elften Erfolg bei dem Wüstenklassiker beschert. Alphand setzte sich mit 17:53 Minuten Vorsprung gegen den Südafrikaner Giniel de Villiers durch, der für den Wolfsburger Automobilkonzern VW das beste Ergebnis eines Dieselautos in der 28-jährigen Dakar-Geschichte einfuhr. Der Vorjahressieger und sechsmalige Motorrad-Gewinner, Stéphane Peterhansel, der am Donnerstag nach einem Schaden an der Radaufhängung seines Mitsubishi Pajero Evo die Führung verloren und damit die Chance auf seinen dritten Triumph in Serie im Auto verpasst hat, wurde Vierter.

Nicht ins Ziel kam "Wüstenkönigin" Jutta Kleinschmidt. Eine Woche kämpfte die VW-Pilotin mit ihrem Race Touareg 2 um den Sieg, dann war für die Wahlmonegassin Ende im Gelände. Wegen eines Schadens an der Radaufhängung schied die Siegerin von 2001 am vorigen Dienstag auf der zehnten von 15 Tagesetappen aus und sah erstmals seit 1997 nicht das Ziel der wüsten Marathon-Hatz. Ebenfalls ohne das nötige Quäntchen Glück hetzten drei weitere deutsche Teams Richtung der senegalesischen Hauptstadt. Für das Schwaben-Duo Gerhard Walcher/Stefan Niemz endete der Rallyetraum im privaten Unimog noch in Marokko mit Getriebeschaden. Der sechsmalige deutsche Rallye-Meister Matthias Kahle der zwischenzeitlich in den Top Ten geführt wurde, schied mit Kupplungsdefekt an seinem Honda-Buggy ebenso auf der zwölften Etappe aus, wie die frühere DTM-Pilotin Ellen Lohr, die ihren Mercedes M-Klasse-Prototyp mit kaputtem Radlager anstellen musste. Derlei Ausfälle sind bei der Dakar an der Tagesordnung. So sahen auch diesmal nur knapp 40 Prozent der Gestarteten das Ziel. Darunter vier der fünf mit sattem Budget und noch größerem Erfolgsdruck in die Wüste geschickten Werkswagen aus Wolfsburg.

Ein Erfolg ist dies dennoch keiner. Aus eigener Kraft scheint VW (noch) nicht siegfähig. "Es fehlt die Konsequenz im Detail, der Teamspirit und das Verständnis für diese Rally", sieht ein Nissan-Mann Handlungsbedarf bei den Norddeutschen. Er sollte es wissen. Sein Arbeitgeber stürmte ebenfalls drei Jahre vergeblich gegen Mitsubishi an und zog beim automobilen Wüsten-Schach immer den Kürzeren. Wie nun auch VW. "Ich sage ganz klar, dass wir mit einem zweiten Platz nicht zufrieden sein können. Wir müssen aber auch sehen, dass das ganze Team gegenüber 2005 einen Riesenschritt nach vorne gemacht hat", zieht VW-Motorsport-Direktor Kris Nissen ein positives Fazit. Was auch sonst. Dennoch: Der Zweite bleibt im Wettbewerb der erste Verlierer. Vor allem, wenn mit Mitsubishi und Volkswagen nur zwei Hersteller werksseitig am Start stehen. Dass die VW-Riege mit Mark Miller aus den USA, Marathon-Rallye-Weltcupsieger Bruno Saby sowie dem zweimalige Rallye-Weltmeister Carlos Sainz aus Spanien, der bei seiner Dakar-Premiere vier Etappensiege feierte, auf den Plätze fünf, acht und elf landen, dürfte nur Statistiker interessieren. Fakt bleibt: Mit dem neuerlichen Sieg eines Mitsubishi sieht die Wüste einmal mehr rot.

Leider auch deshalb, weil die 28. Auflage der Dakar, bei der der Spanier Marc Coma vor Vorjahressieger Cyril Despres die Motorradwertung gewann, von drei Todesfällen überschattet wurde. Motorradpilot Andy Caldecott aus Australien hatte auf der neunten Etappe bei einem Sturz tödliche Verletzungen erlitten. Am Freitag starb in Guinea ein 10-jähriger Junge, nachdem er beim Überqueren der Rallye-Piste vom Auto des Letten Maris Saukans erfasst worden war. Am Samstag verletzte im Senegal ein Begleitfahrzeug einen 12-jährigen Jungen tödlich. Die Veranstalter hatten daraufhin bei der letzten Etappe am Sonntag die 31 Kilometer lange Wertungsprüfung neutralisiert. (Auto-Reporter.net/rk)

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