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  • Zwischenbilanz zur Dakar 2009: Die einstige Herausforderung für Abenteurer ist zu einer Südamerika-Kommerz-Veranstaltung hoch3 geworden.
Zwischenbilanz zur Dakar 2009: Die einstige Herausforderung für Abenteurer ist zu einer Südamerika-Kommerz-Veranstaltung hoch3 geworden. Die schlechte Nachricht für alle Fans zuerst: Nach den aktuellen Informationen will die Dakar in Südamerika bleiben - das wurde jüngst hinter den Kulissen bekannt.

Trotz der Transportkosten ist die Dakar 2009 für den Veranstalter ASO gleichzeitig die billigste Veranstaltung aller Zeiten. Die Rally findet fast nur in bewohnten Gegenden statt, die Logistik wurde drastisch reduziert, das Catering von lokalen Unternehmen übernommen, statt in Zelten wird oftmals in nahen Hotels geschlafen. Die Dakar 2009 ist quasi eine bessere "Central Europe Rally".

In Südamerika wird die Dakar empfangen wie eine Olympiade. Millionen Fans sind auf den Beinen, stehen am Streckenrand, in den Camps, helfen, jubeln, feiern. Das ist schön - aber die Dakar ist kein Formel 1 Rennen. Die Dakar Rally lebte von ihrer Einsamkeit, von ihrem Spirit, vom "retten aus dem Unmöglichen". In diesem Jahr findet die Rally öffentlich statt, Zelte weichen 4-Sterne-Hotels, statt am Lagerfeuer erwärmten Dosenfutter fährt man schnell mal zum nächsten McDonalds.

Die Strecken selber sollen härter geworden sein. Zu hart, sagen viele Teilnehmer. Vor allem die Buggy- und LKW-Piloten sind unglücklich. Sie hätten sich mehr Chancengleichheit gewünscht. Aber nicht, das man sich beschweren würde. Die "Luxus-Dakar" kommt bei den Teilnehmern an. Hotels statt Zelt, Duschen statt Katzenwäsche, McDonalds statt Dosen am Lagerfeuer.

Dazu kommt: Auch der Service ist keine Herausforderung mehr. Eigentlich jeder Mietwagen kann die Rally begleiten, die megateuren Allrad-Spezialfahrzeuge sind in Argentinien und Chile bisher weitgehend überflüssig.

Was überwiegt? Die Millionen Zuschauer am Streckenrand, die Herzlichkeit der Gastgeber, der einfachere Umgang mit Behörden? Leider ja. Die Dakar 2009 ist zu einem anfassbaren Volks-Event geworden, quasi eine "Tour de France" für Autos. Das ist eigentlich schön - aber keine echte "Dakar". Erfinder Thierry Sabine würde sich im Grab umdrehen...seine einstige Herausforderung ist zu einem Riesen-Event geworden. Der Grossteil der Medien liebt das, die Sponsoren sowieso und die Teilnehmer? Keine Frage, sie mögen die Dakar. Auch wenn die Strecken schwieriger wurden, der allgemeine Luxus überwiegt.

Hatte Hubert Auriol eine Ahnung, als er die Konkurrenz-Veranstaltung "Africa Race" ins Leben rief und per Gericht ausgeschlossen wurde? Anscheinend ja. Vermutlich wurde er deshalb so hart angegriffen.

Warten wir also ab was passiert. Fakt ist: Wer immer auf der Dakar 2009 gewinnt, ist ein Sieger. Aber er ist keine "klassischer" Dakar-Sieger, sondern nur der Gewinner einer härteren "Central Europe Rally" in Südamerika. Das dürfte 99 Prozent der Allgemeinheit allerdings wenig interessieren - denn wer nicht wirklich den wahren Spirit einer Wüstenrally kennt, erkennt auch keinen Unterschied.

Wann immer wir also in zukünftigen Werbekampagnen hören "Sieger der Dakar 2009" - wir können uns zurücklehnen und wissen genau: Der Sieger hat eine sehr harte Marathonrally in Südamerika gewonnen - aber keine "echte" Dakar. Denn die findet ohne McDonalds, ohne Schickimicki, ohne Zuschauer und ohne 4-Sterne-Hotels nur dort statt wo sie hingehört - im einsamen Afrika.

Hoffen wir, das sich das im zweiten Teil der Rally noch ändert... (Marathonrally.com / HS)

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