hans mezger porsche 917Heute vor 50 Jahren - Porsches 1. Gesamtsieg in Le Mans, wir erinnern daran & an Hans Mezger... Der Konstrukteur des 917er verstarb am Mittwoch im Alter von 90.

Trauer und tiefe Dankbarkeit im Hause Porsche. Da steht genau an diesem Wochenende der 50. Jahrestag des ersten Gesamtsieges von Porsche in Le Mans am 14.6.1970 an, und nur wenige Tage davor ist mit Hans Mezger einer der ganz großen Konstrukteure der deutschen Automobil-Geschichte am 10.6.2020 verstorben. Wir möchten aus Respekt vor seiner einmaligen Ingeneurs-Leistung seinen Lebensweg würdigen bevor wir zurückblicken auf jenes die Markengeschichte von Porsche nachhaltig prägende Wochenende.

Porsche trauert um Hans Mezger

Die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG trauert um Hans Mezger. Der Konstrukteur ist am 10. Juni 2020 im Alter von 90 Jahren verstorben. Porsche verdankt ihm nicht nur den luftgekühlten Sechszylinder-Boxermotor des Porsche 911, er zeichnete sich zudem für die Gesamtkonstruktion  des 917 und dessen Zwölfzylinder-Triebwerk verantwortlich und ist der Schöpfer des TAG-Turbo Formel-1-Motors. hans mezger porsche 906 1966 kHans Mezger - hier 1966 vor einem Porsche Typ 906 in Spa
Foto: Porsche Medienservice
Mehr als drei Jahrzehnte lang war Hans Mezger für die erfolgreichsten Rennfahrzeuge und Rennmotoren von Porsche verantwortlich. „Die Nachricht über seinen Tod trifft uns sehr. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie“, sagt Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung der Porsche AG. „Wir danken Hans Mezger für seine außerordentlichen Ingenieursleistungen, was er für den Motorsport im Allgemeinen und für Porsche im Besonderen getan hat. Seine Innovationen für unsere Serien-Sportwagen bleiben für immer unvergessen.“

Geboren wird Hans Mezger am 18. November 1929 in Ottmarsheim vor den Toren Stuttgarts. Er ist das jüngste von fünf Kindern,  Kunst und Kultur werden im Hause Mezger großgeschrieben. Aber der junge Hans Mezger begeistert sich auch für Flugzeuge und das Fliegen und so unternimmt er mit einer Segelfliegergruppe aus seiner Nachbarschaft hin und wieder einen Ausflug nach Kirchheim/Teck.

Mitten hinein in die unbeschwerte Kinder- und Jugendzeit und den Besuch des Gymnasiums schlagen das Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg. Und am 18. April 1945, gerade mal drei Wochen vor Kriegsende, entgeht der 15-jährige Hans Mezger nur mit Glück und dem fingierten Attest eines deutschen Kommandanten dem Kriegseinsatz. Schließlich besucht Hans Mezger weiter das Gymnasium – bis zur 6. Klasse in Besigheim, danach bis zum Abitur das Schiller Gymnasium in Ludwigsburg. „1946 erlebte ich das erste Autorennen meines Lebens. Es war in Hockenheim, wo alte Vorkriegsrennwagen am Start waren, darunter auch Hans Stuck, den ich mit meiner alten Kamera aufgenommen habe“, berichtete einst Hans Mezger über sein erstes Motorsporterlebnis unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.

Hans Mezger entscheidet sich für ein Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule, der heutigen Universität Stuttgart. Allerdings herrscht zu dieser Zeit großer Andrang an den Universitäten, denn die aus dem Krieg zurückgekehrten jungen Männer werden bei der Vergabe der Studienplätze bevorzugt. So nutzt Hans Mezger die Zeit für das von der Universität geforderte zwölfmonatige Praktikum, das zahlreiche Stationen wie mechanische Bearbeitung, Schweißen, Modellbau sowie einige Wochen in der Grauguss- und Aluminium-Gießerei vorsieht. „Zu dieser Zeit fuhr ich einen Motorroller, eine NSU Lambretta. Abgesehen von der 250er-DKW meines Bruders mein erstes und gleichzeitig letztes motorisiertes Zweirad. Ich fuhr die Lambretta bis 1960, als ich mir mein erstes Auto, einen betagten und recht abgenutzten 356 kaufen konnte. Erst Jahre später sollte ich wieder mit motorisierten Zweirädern in Kontakt kommen, als es Ende der 1970er-Jahre galt, für Harley-Davidson neue Motorradmotoren zu entwickeln.“

Einstieg bei Porsche am 1. Oktober 1956 in der Berechnungsabteilung
Mit dem Studienabschluss 1956 geht zur Zeit des deutschen Wirtschaftswunders eine wahre Flut von Job-Angeboten einher. „Es waren 28. Doch Porsche war nicht dabei. Ich wollte aber zu Porsche, denn der Sportwagen Typ 356 begeisterte mich. Daraufhin bewarb ich mich, wurde auch eingeladen und man bot mir eine Tätigkeit in der Dieselmotorenentwicklung an. Bis dahin wusste ich nicht einmal, dass es bei Porsche so etwas gab. Mir schwebte jedoch die Arbeit an Sportwagen vor. Man zeigte Verständnis und so fing ich in der Berechnungsabteilung bei Porsche an“, beschrieb Hans Mezger seinen Einstieg beim Zuffenhausener Sportwagenhersteller. Wenig später, im Jahr 1958, heiraten Hans Mezger und seine Frau Helga. Damit einher geht der Umzug in die erste gemeinsame Wohnung in Ludwigsburg. Kurze Zeit später folgen die beiden Kinder Daniela und Oliver. Portrait Hans Mezger kPortrait Hans Mezger
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Dann geht es sozusagen Schlag auf Schlag. Hans Mezger sammelt erste Erfahrungen mit dem Viernockenwellenmotor Typ 547, entwickelt eine Formel zur Berechnung von Nockenprofilen und wird 1960 Teil des ersten Formel-1-Projekts von Porsche. An der Entwicklung des 1,5-Liter-Achtzylinders vom Typ 753 ist er dabei ebenso beteiligt wie am dazugehörigen Chassis des 804. „Bei diesem Formel-1-Projekt lernte ich viel über die Gestaltung von Brennräumen. Dies kam unmittelbar auch der Konstruktion des Sechszylinder-Boxers für den späteren 901/911 zu Gute. Im Laufe der Zeit wurde Ferry Porsche mit seiner visionären Unternehmensführung, seinen menschlichen Qualitäten, seiner Würde und seinem großen Einsatz zu meinem Vorbild. Seine Philosophie, Rennsport zu betreiben, um den besten Sportwagen für die Straße bauen zu können, war überzeugend und prägte mich und meine Arbeit für die ganze Zeit meiner Tätigkeit im Hause“, berichtete er aus jener frühen Epoche bei Porsche.

Konstruktion des 911-Motors und Leitung „Konstruktion Rennfahrzeuge"
Beruflich folgen Anfang der 1960er-Jahre der weltberühmte „Mezger-Motor“ für den 901 beziehungsweise 911 und 1965 der Aufstieg zum Leiter der von Ferdinand Piëch geschaffenen Abteilung „Konstruktion Rennfahrzeuge“. Sie ist der Schlüssel für eine neue Qualität und Dynamik von Porsche im Motorsport. 1965 entsteht in nur 24 Tagen der sogenannte „Ollon-Villars-Bergspyder“ und kurz darauf der 910. Mit seiner Konstruktion aus Gitterrohrrahmen, Glasfaser-Karosserie und der Auslegung auf die neue Reifentechnologie aus der Formel 1 wird der Wagen sozusagen zur Blaupause für alle Rennfahrzeuge, die in den darauffolgenden Jahren entstehen.

Konstrukteur Hans Mezger - Vom 917 bis zum TAG-Turbo für die Formel 1

Auch bei der Entwicklung des 917 setzt Porsche 1968 auf dieses Konstruktionsprinzip. Mit dem 917 soll endlich der erste Gesamtsieg für Porsche in Le Mans möglich werden und einmal mehr vertraut Ferdinand Piëch auf Hans Mezger, der die Gesamtkonstruktion des Fahrzeugs und seines Zwölfzylinders übernimmt. 1970 und 1971 dominieren die 917 in Le Mans und in der Sportwagenweltmeisterschaft. 1972 und 1973 zeigen die 917/10 und 917/30 dank einer von Porsche selbst entwickelten neuartigen Abgasturboaufladungs-Technologie auch auf den kurvenreichen Strecken der CanAm-Serie wo es langgeht. Erstmals war es gelungen, der Turboaufladung ein Ansprechverhalten zu verleihen, mit dem Rennwagen und Serienfahrzeuge auf allen Rennstrecken und öffentlichen Straßen eingesetzt werden können. Eine Technologie, die Porsche zum Vorreiter auf diesem Gebiet macht und die Hans Mezger und seine Mannschaft 1974 in Gestalt des 911 Turbo auf die Straße bringen. Viele weitere siegträchtige Entwicklungen folgen. Für die 24 Stunden von Le Mans, die Sportwagen-WM oder auch für die amerikanische Indy-Serie. Hans Mezger bei Testfahrten mit dem TAG-Motor in Weissach 1983<br>Foto: Porsche MedienserviceHans Mezger bei Testfahrten mit dem TAG-Motor in Weissach 1983
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Doch das wohl herausragendste Projekt nimmt 1981 Fahrt auf, als sich Ron Dennis und sein McLaren-Rennstall auf die Suche nach einem schlagkräftigen Turbo-Motor für die Formel 1 machen. Die Wahl fällt schließlich auf Porsche und es wird beschlossen, einen komplett neuen Motor zu konstruieren, zu bauen und auch vor Ort bei den Rennen zu betreuen. Auch diesmal ist Hans Mezger der kreative Kopf und Macher des 1,5-Liter-V6-Motors mit 80 Grad Bankwinkel, der es später im Rennen auf mehr als 1000 PS bringen sollte. 1984 wird Niki Lauda damit Weltmeister, 1985 und 1986 gelingt dies Alain Prost. Insgesamt 25 Rennsiege erringt der TAG-Turbo, hinzukommen die beiden Konstrukteurs-Weltmeisterschaften 1984 und 1985. „Das war ein großartiger Erfolg und gleichzeitig auch der bis dahin bedeutendste Entwicklungsauftrag einer Fremdfirma für Porsche.“

Porsche blieb er eng verbunden
Die Verbundenheit zu Porsche lässt ihn während seiner Karriere sämtliche Angebote anderer Hersteller ablehnen und bis zuletzt besaß er einen 911 Carrera 3.0 in Grand-Prix-Weiß – einen begehrten Porsche-Klassiker mit „seinem“ Motor. Seine Loyalität und Verbundenheit zu Porsche war ungebrochen. Er stand Journalisten, Technikern und interessierten Fans gerne als Gesprächspartner zur Verfügung. Das Porsche Museum richtete zu seinem 90. Geburtstag eine Feier mit Familie, Freunden und ehemaligen Weggefährten aus. Bis zuletzt begleitete er Veranstaltungen, Messauftritte und Festlichkeiten von Porsche.

Vor 50 Jahren: Porsches erster Gesamtsieg am 14.6.2020 in Le Mans

Insgesamt 19 Gesamtsiege, unzählige Klassenerfolge und unbeschreibliche Emotionen verbinden Porsche seit mehr als sechs Jahrzehnten mit den 24 Stunden von Le Mans, dem größten und traditionsreichsten Motorsportereignis der Welt. Am 14. Juni 1970 gelang Porsche dort mit dem 580 PS starken Sportwagen 917 KH der erste Gesamtsieg. 50 Jahre später, am Wochenende des 13. und 14. Juni 2020, präsentiert das Porsche Museum das originale Siegerfahrzeug in seiner Ausstellung.

Le Mans 1970 mit dem 917 KH Nr. 23 - Porsches erster Gesamtsieg in Le Mans vor 50 Jahren<br>Foto: Porsche MedienserviceLe Mans 1970 mit dem 917 KH Nr. 23 - Porsches erster Gesamtsieg in Le Mans vor 50 Jahren
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Seit Porsche sich im Jahr 1951 das erste Mal an diesem Langstreckenklassiker beteiligt und auf Anhieb mit dem 356 SL einen Klassensieg eingefahren hat, ist dieses Rennen für den Sportwagenhersteller unverzichtbar geworden. Doch bis zum ersten großen Triumph war es ein langer Weg. Denn bis in die späten 1960er Jahre spielte Porsche gekonnt die Rolle des Underdogs und konzentrierte sich mit Erfolg auf die kleineren Hubraumklassen. So leitete der Sportwagenhersteller einen Strategiewechsel ein. Im Jahre 1969 fehlten Porsche im engsten Le-Mans-Finish der Geschichte zwar nur 75 Meter oder gut eine Sekunde zum Sieg. Aber bereits in die Vorbereitungsphase zum Rennen 1970 floss viel von dem ein, was man in den Jahren zuvor gelernt hatte: Neben dem ersten Gesamtsieg machten Gérard Larrousse und Willy Kauhsen im Martini Porsche 917 LH gefolgt von Rudi Lins und Helmut Marko im Porsche 908/02 mit den Plätzen zwei und drei den Triumph für Porsche perfekt.

Der erste Sieg hatte Signalwirkung: 33 der 49 Starter vertrauten bereits ein Jahr später, 1971, auf Sport- und Rennwagen aus Stuttgart-Zuffenhausen – ein Rekord, der bis heute steht. Auch 1971 gewann ein Porsche 917 KH. 1974 läutete Porsche mit dem Start des 911 Carrera RSR Turbo 2.1 das Turbo-Zeitalter in Le Mans ein. 1976 gelang Porsche der erste Turbo-Sieg in der Geschichte des Rennens mit dem 936 Spyder. Im darauffolgenden Jahr gewann das Werksteam mit dem 936 Spyder erneut. Zwei Jahre später trug sich erstmals ein Kundenteam in die Siegerliste ein. Der Erfolg mit einem Porsche 935 K3 markiert den ersten Sieg eines Heckmotor-Rennwagens in Le Mans – und eines Produktionsrennwagens auf der Basis des Porsche 911.

Von 1981 bis 1987 blieben Rennwagen von Porsche in Le Mans ungeschlagen. Die längste Siegesserie in der Geschichte der 24 Stunden begann mit dem dritten und letzten Erfolg des Porsche 936 Spyder. 1982 brachte das Werksteam den neuen Porsche 956 beim Le-Mans-Debüt auf den ersten drei Plätzen ins Ziel. Der 956 verfügte über das erste Aluminium-Monocoquechassis von Porsche und eine wegweisende Aerodynamik, die starken Abtrieb ohne die nennenswerte Erhöhung des Luftwiderstands ermöglichte. Mit dem 956 und dem Nachfolger 962 C trieb der Sportwagenhersteller die Entwicklung elektronischer Einspritz- und Zündsysteme sowie des heute höchst populären Porsche Doppelkupplungsgetriebes PDK voran. Ab 1983 starteten auch Porsche-Kunden mit dem 956 und dem 962 C. 1983 fuhren neun Porsche 956 in die Top Ten, 1984 und 1985 waren es je acht. Le Mans 1970 Hans Herrmann und Richard Attwood feiern ihren SiegjpgLe Mans 1970 Hans Herrmann und Richard Attwood feiern ihren Sieg
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Vier Gesamtsiege gelangen dem Werk und Porsche-Kunden in den 1990er Jahren mit drei Rennwagentypen. Den Anfang machte 1994 der auf Basis des 962 C in Weissach entwickelte Porsche 962 Dauer Le Mans GT, gefolgt vom TWR-Porsche WSC Spyder, mit dem ein Kundenteam nach der Entwicklung bei Porsche 1996 und 1997 gewann. 1998 schließlich rollte der Porsche 911 GT1 '98 mit dem ersten bei Porsche konstruierten Kohlefaser-Monocoque sowie erstmals vom Werksteam eingesetzten Kohlefaserbremsen an den Start – und siegte damit zum 50. Jubiläum der allgemeinen Betriebszulassung des ersten Sportwagens von Porsche, dem 356 „Nr. 1“ Roadster.

Nach diesem Erfolg widmete sich Porsche im Motorsport der Entwicklung von seriennahen Rennversionen des Porsche 911 und der Unterstützung von Privatteams. In Le Mans wurde dieses Engagement unter anderem durch elf Klassensiege zwischen 1999 und 2018 belohnt. Ab 2014 trat das Werksteam wieder zum Rennen um den Gesamtsieg an. Der in Weissach „vom weißen Blatt Papier“ entwickelte Porsche 919 Hybrid zeichnete sich durch einzigartige technische Lösungen aus. Nur der Porsche erzeugte Strom für einen Hochleistungsakku durch die Umwandlung von kinetischer Energie beim Bremsen und zusätzlich durch eine Turbinen-Generator-Einheit im Abgasstrom eines V4-Turbomotors. Rund 900 PS lieferte das Gesamtsystem von E-Maschine und Verbrennungsmotor. Die Avantgardelösung erwies sich als erfolgreich: Von 2015 bis 2017 gelang Porsche der Hattrick in Le Mans.

Mit 108 Klassen- und 19 Gesamtsiegen ist Porsche der erfolgreichste Hersteller in der fast 100-jährigen Geschichte von Le Mans. 2020 setzt sich die einzigartige Tradition fort, nach der seit 1951 jedes Jahr Sportwagen von Porsche in Le Mans starten: Bei den virtuellen 24 Stunden von Le Mans geht das neu geschaffene Porsche Esports Team am 13./14. Juni mit vier Porsche 911 RSR des Modelljahres 2017 an den Start. Auf dem Twitter-Kanal @PorscheRaces erhalten Sie aktuelle Informationen zum Rennen. Ein historischer Rückblick auf das Rennen von 1970 kann am Jubiläums-Wochenende auf dem Twitter-Kanal @PorscheNewsroom mitverfolgt werden.

Hans Herrmann und Richard Attwood erinnern sich an ihr Rennen in Le Mans 1970

Nach exakt 4.607,811 Kilometern bzw. 343 Runden überquerten Hans Herrmann und Richard Attwood 1970 im Porsche 917 KH unter der Nennung von Porsche Salzburg mit der Startnummer 23 als Erste die Ziellinie. „Es war ein ausgesprochenes Regenrennen, daher mussten wir gefühlt ununterbrochen die Reifen wechseln und an die jeweilige Situation anpassen. Nicht der Verschleiß hat uns zum Reifenwechsel gezwungen, sondern die ständig wechselnde Witterung. Dass wir als Fahrerteam so gut harmoniert haben, hat uns schließlich zum Sieg geführt. Denn ein 24-Stunden-Rennen mit nur zwei Fahrern zu bestreiten, ist wirklich harte Arbeit“, blickt Hans Herrmann heute zurück. Die Sieger Rennfahrer von 1970 Hans Herrmann links und Richard Attwood 2019Die Sieger Rennfahrer von 1970 Hans Herrmann links und Richard Attwood 2019

Viele Wettbewerber – darunter auch zahlreiche Porsche-Fahrzeuge – fielen im Rennen nach und nach aus. „Le Mans ist ein Rennen, das klappt oder das klappt nicht. Damals waren die 24 Stunden eher eine Ausdauerfahrt als ein Rennen“, erinnert sich Richard Attwood. „Le Mans mit Porsche und Hans zu gewinnen, kam völlig unerwartet, denn unser Auto hatte nicht die passende Abstimmung für die Geschwindigkeiten. Hans und ich waren einfach ein Dreamteam.“

Im Training wurde am Fahrzeug weitergearbeitet. Hans Herrmann: „Der 917 war zu Beginn ein sehr schwieriges Rennfahrzeug. Es fuhr eher mit uns, als wir mit ihm – bis wir es durch eine Optimierung an der Aerodynamik zu einem siegreichen Fahrzeug umgebaut hatten.“ Daheim in Stuttgart wurde mit einem Auto-Korso durch die Innenstadt und auf dem Marktplatz gefeiert. „Der Sieg hat im Nachhinein stark an Bedeutung gewonnen. Wer hätte gedacht, das Porsche einmal Rekordsieger bei diesem Rennen werden würde“, freut sich Attwood. Und der Brite hatte unbewusst noch eine persönliche Herausforderung zu stemmen: „Ich konnte während des Rennens nichts essen, sondern nur Milch trinken, um fahrtüchtig zu bleiben. Denn was ich nicht wusste: Ich hatte Mumps.“