Naomi Schiff - Pilotin im KTM GT4 - Foto: KTM

Noch wenige Wochen, dann startet Reiter Engineering mit dem KTM X-BOW GT4 in ein aufregendes Rennsport-Jahr 2015. Bei der Fahrer-Auswahl wartet Teamchef Hans Reiter nun mit einer gehörigen Überraschung auf: Am Steuer des neuen Rennfahrzeugs wird mit Naomi Schiff aus Belgien eine äußerst motivierte, junge Nachwuchs-Pilotin sitzen, die sich vorgenommen hat, in der kommenden Saison für Aufsehen zu sorgen.

Naomi Schiff ist 20 Jahre alt und wurde in Antwerpen geboren, ihre Mutter stammt aus Ruanda, der Vater aus Belgien. Aufgewachsen ist die mehrsprachige Belgierin in Südafrika, von ihrem vierten bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr war sie in Johannesburg beheimatet.

Auch wenn ihr Vater in jungen Jahre Rennen fuhr, wurde Naomi nicht von ihm in den Motorsport gedrängt.Naomi Schiff: FRAUEN-POWER IM KTM X-BOW GT4 - Foto: KTM

„Das war nie ein Thema“, erzählt Naomi Schiff freimütig und lacht: „Mit elf Jahren war ich auf die Geburtstagsfeier eines Freundes eingeladen. Die fand in einer Go-Kart-Halle statt, Highlight war ein Rennen mit allen Gästen. Ich saß vorher noch nie in einem Kart, war aber auf Anhieb die Schnellste und hatte wahnsinnig viel Spaß. Von da an habe ich meinen Vater jeden Tag um ein eigenes Kart angebettelt – bis ich mit 12 Jahren dann plötzlich ein PCR Kart bekommen habe.“

Von da an war klar: Naomi Schiff möchte im Rennsport Karriere machen. Über das nationale südafrikanische Kart-Championat, das sie 2008 mit nur einem Punkt Rückstand als Vize-Meisterin abschloss, und Stationen wie dem Rotax World Finale, in dem sie sich als allererste Frau überhaupt für das Finale qualifizieren konnte, arbeitete sie sich in Richtung Rundstreckensport.

Doch speziell in den Jahren 2012 und 2013 lernt sie auch die unschönen Seiten des Sports kennen: „In der Belgian Special Open Trophy bin ich ohne Tests und Vorbereitungen im ersten Rennen auf Platz 2 gefahren, nur Tage später war der Serienorganisator mit unserem gesamten Sponsor-Geld verschwunden“, erzählt Naomi – ohne Verbitterung: „Es war eine harte Zeit, doch dann habe ich durch Zufall Hans Reiter kennengelernt. Er hat mich zu einem Test am Red Bull Ring eingeladen, wo ich einen Lamborghini Gallardo GT3 probieren sollte.“

Aus dem Test wurde jedoch vorerst nichts, da ein Interessent das Auto den ganzen Tag für sich beanspruchte. Und dennoch hatte sich der Besuch am Red Bull Ring ausgezahlt: „Der chinesische Interessent hat mich gefragt, was ich hier mache. Ich hab‘ ihm erzählt, dass ich eigentlich das Auto testen sollte, das er den ganzen Tag beansprucht hat. Daraufhin lud er mich nach China ein und meinte, ich solle für ihn im Clio Cup China starten. Dort habe ich am ersten Rennwochenende einmal gewonnen und einmal den zweiten Platz geholt, worauf er mich für 2014 als Fahrerin verpflichtete. Und in der vorigen Saison konnte ich dann im Clio Cup China die Meisterschaft gewinnen!“

Daneben fuhr Naomi Schiff noch das 24-Stunden-Rennen in Zolder, auf Einladung von Ex-Formel-1-Pilot Eric van de Poele ein IMSA Light Rennen in den USA, Läufe zur Dutch Supercar Challenge und zwei Ferrari-Challenge Asia Rennen in Sepang. Allesamt wertvolle Erfahrungen, die der jungen Pilotin nun helfen sollen, die Herausforderung in der European GT4 Series mit dem völlig neuen KTM X-BOW GT4 zu meistern.

„Zu aller erst bin ich sehr, sehr glücklich darüber, dass mir Hans (Reiter, Anm.) das Vertrauen schenkt“, so Schiff, die weiß, dass ihre erste volle Saison mit dem KTM X-BOW GT4 keine leichte wird: „Es wird mit Sicherheit ein sehr anspruchsvolles Jahr, in dem ich viel lernen kann. Trotzdem glaube ich, dass wir mit dem KTM X-BOW GT4 eine tolle Ausgangsposition haben und dass wir für die eine oder andere Überraschung gut sein können. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben, um dem Team so viel wie möglich von ihrem Vertrauen in mich zurück zu geben!“

Reiter Engineering Teamchef Hans Reiter ist von seinem neuen Teammitglied seinerseits vollauf begeistert: „Naomi ist wahnsinnig motiviert und fokussiert, bei ihr stehen der Motorsport und das Team im Vordergrund. Für ihr relativ junges Alter ist sie schon sehr weit. Ich bin überzeugt davon, dass sie sehr schnell lernen und uns viel Freude bereiten wird. Dennoch darf man keine Wunderdinge erwarten – weniger wegen Naomi, sondern eher deshalb, weil wir ein völlig neues Auto auf die Rennstrecke bringen. Da ist es normal, dass am Anfang die eine oder andere Kinderkrankheit zu beheben ist. Bei den ersten Rennen steht deshalb die Zielankunft im Vordergrund, damit wir so viele Daten und Erfahrungen wie möglich sammeln können. Ab Saison-Mitte rechne ich dann aber mit den ersten Platzierungen im Vorderfeld. Ich freu‘ mich, wenn’s jetzt endlich los geht!“

Fotos: KTM