24H 0187Rene Binder blickt in Le Mans einem Rennwochenende am absoluten Limit entgegen - 24 Prototypen in seiner Klasse und ein stark komprimierter Zeitplan

Als wären die 24 Stunden von Le Mans nicht schon Herausforderung genug, kommen Teams und Fahrer in diesem Jahr sogar noch näher an ihre Belastungsgrenzen. Durch den stark komprimierten Zeitplan und durch die Tatsache, dass in der LMP2-Klasse nicht weniger als 24 vergleichbare Prototypen um den Prestigeträchtigen Erfolg kämpfen, blickt auch Rene Binder einem Rennwochenende am absoluten Limit entgegen.

Schon der erste Blick ins Wochenendprogramm verrät: Der neue komprimierte Zeitplan lässt von Donnerstagmorgen bis Sonntagnachmittag kaum Verschnaufpausen zu.

Photo ENIK DSC 1449 1Le Mans: Rene Binder und das Rennen der Rennen am absoluten Limit
Foto: Inter Europol Competition
Schon am heutigen Donnerstag stehen drei freie Trainings und ein Qualifying an. Das sind insgesamt fast elf Stunden "Track Time". 

Auch für die Fans bedeutet das ein anstrengendes Wochenende, welches in der Regel daheim im Live-Timing verfolgt werden muß.

"Wir werden es vor 2 Uhr morgens wohl kaum ins Hotel schaffen", sagt Rene Binder, dessen Inter Europol Competition Team hier alle Register gezogen hat, um bestmöglich auf den Tag-X vorbereitet zu sein. "Es wird diesmal nämlich noch härter als sonst, und zwar vor allem für die Mechaniker und für uns Fahrer. Da bleibt zwischen einigen Trainingssitzungen ja nicht einmal genug Zeit zum Essen."

Schon seit Anfang des Jahres arbeitet der in Hameln und Warschau stationierte Rennstall mit einem professionellen Fitness-Coach und Physio zusammen, der unter anderem schon die polnische Olympiamannschaft in der Leichtathletik betreute.

Neben einem sehr spezifisch auf uns Fahrer abgestimmten Training, bei dem hier in Le Mans sogar ein Sauerstoffzelt zum Einsatz kommt, fordert Szczepan Figat auf Vorgabe der Teamführung auch von der Mechaniker Crew eine gewisse Fitness. "Ich denke, ich konnte hier einige neue Inputs geben und bin sehr zufrieden, mit dem bisher erreichten. Wir sind die Mannschaft hier jeweils vor dem Frühstück aktiviert und zahlreiche Gruppenspiele veranstaltet, um auch das Teambuilding zu verstärken. Ein neuer Blickwinkel hat sicher nicht geschadet, außerdem bewegen wir uns in einem Teamsport, in dem jeder einzelne Akteur seine Höchstleistung abrufen muss."

Was seine Fahrer betrifft, ist der großgewachsene Pole insbesondere von der Fitness des 28jährigen Österreichers begeistert: "Jeder Pilot hat seine Stärken und Schwächen. Bei Kuba Smiechowski, der in seiner Schülerzeit zu den besten polnischen Tennisspielern zählte, ist es die Koordination aber was die Ausdauer betrifft, ist Rene Binder ganz klar der Stärkste. Wir sind hier um die 13 Kilometer lange Strecke gelaufen, das hat man bei ihm am Puls fast gar nicht registiert. Er hätte locker noch eine zweite Runde in dem Tempo laufen können, seine Ausdauer ist also top. Es macht wirklich Spaß, mit den Jungs zu arbeiten, ihre Stärken auszubauen und ihre Schwachstellen zu korrigieren."

Während Figat seine Vorbereitungen auf die nächste Sauerstofftherapie trifft, dreht Rene's zweiter Teamkollege, Matevos Isaakyan, bereits die ersten Trainingsrunden. Auch die Technikabteilung unter der Leitung von Rafal Prokora hat nichts dem Zufall überlassen, um das Maximum aus dem Ligier-Paket herauszuholen.

Wobei aus der Sicht des Tirolers gleich drei Voraussetzungen erfüllt sein müssten, um am Sonntagnachmittag für eine kleine Überraschung zu sorgen: "Erstens können wir nicht über den Speed, sondern nur über eine geringere Fehlerquote ins Rennen kommen. Zweitens müssen wir darauf hoffen, dass wir uns vielleicht einen Reifenpoker leisten können und drittens würden uns vermutlich ein paar Regenschauer helfen. Es ist ein langes Rennen, in dem sehr, sehr viel passieren kann."