- Wallenborn gelingt Revanche
- Spannung in allen Klassen
Nur zwei Wochen nach dem heiß umkämpften Saisonauftakt stand in der Motorsport Arena Oschersleben bereits der zweite Saisonlauf der Spezial-Tourenwagen-Trophy auf dem Programm. Leider mussten einige kurzfristige Absagen wegen technischer Defekte verkraftete werden. Dennoch machten sich 20 Teilnehmer auf den Weg in die Magedburger Börde, wo die STT mit Sturm und Regenschauern empfangen wurde. So regnete es auch beim Zeittraining am Samstagmorgen und sorgte für schwierige Streckenverhältnisse. Das Wetter kam natürlich der Quattrofraktion entgegen. Willi Herold im Audi S2 Turbo schwamm gleich zweimal auf Pole. Die erste Startreihe sollte er sich zweimal mit Robert Wallenborn im bärenstarken Porsche 996 GT2 teilen. Auch Rüdiger Noll kam das Wetter bestens gelegen. Er stellte den silbernen A4 auf den dritten bzw. vierten Startplatz. "Ein geiles Gefühl" kommentierte Gaststarter Manfred Oesting seinen achten Startplatz und hoffte dabei auf genauso viel Regen im Rennen. Bis zum Rennen sorgten vereinzelte Regenschauer für Rätselraten zwecks Reifenwahl. Als es aber vor dem ersten Rennen trocken blieb, war die Reifenwahl klar.
Wallenborn - auch im Regen stark
Auf trockener Strecke konnte Willi Herold den Porsche von Wallenborn nicht halten. Der PS gewaltige Rennbolide setzte sich durch und lag nach der ersten Runde hauchdünn vor Herold. Pertti Kuismanen in der Chrylser Viper GTS-R folgte dicht dahinter auf Gesamtrang drei. Es entwickelte sich ein packender Dreikampf an der Spitze, der jedoch schon in der dritten Runde beendet war, als Willi Herold mit Motorschaden aufgeben musste. Wallenborn und Kuismanen schenkten sich nichts und in Runde sieben übernahm Kuismanen die Führung. Der Porschepilot blieb jedoch am Viperheck kleben und ließ sich nicht abschütteln. In Runde zwölf konnte Wallenborn dann den schnellen Finnen niederringen und eroberte sich die Führung zurück. Diese gab Wallenborn bis ins Ziel nicht mehr ab und feierte nach sechszehn packenden Runden und nur 0,79 Sekunden Vorsprung seinen ersten STT Gesamtsieg. Doch auch der dritte Platz war lange Zeit eng umkämpft. Nach Herolds Ausfall wurde zuerst Michi Besler, der für Oschersleben wieder in seinen bewährten M3 V8 umgestiegen war, als Gesamtdritter geführt.
Seinem Sprung auf das Podest hätte wohl auch nichts im Weg gestanden,
wenn sich nicht die Hauptradmutter gelöst hätte. Durch den Ausfall
von Besler rutschte Jürgen Hohenester im Audi TT auf den dritten Platz
nach vorne. Der mehrmalige STT Meister konnte Robert Römer (Porsche 996
GT3 Cup) und Lars Schönemann (Porsche 993 GT2) gut in Schach halten.
Der Däne wurde von Getriebeproblemen geplagt und musste teilweise den
Schalthebel festhalten, damit die Gänge nicht wieder herausprangen. Doch
mit dänischer Coolness pilotierte er den Turbo Porsche teils einhändig
durch die Kurven der Motorsport Arena. Das machte er dann so gut, dass er
in der viertletzten Runde Jürgen Hohenester noch abfangen konnte. "Ich
dachte, dass ich irgendwo weit hinten lag, als mir mein Mechaniker funkte,
dass ich Gas geben soll und noch auf Rang drei kann." so der zufriedene
Däne nach dem Rennen. Jürgen Hohenester, nur um 0,871 Sekunden geschlagen,
freute sich dennoch über den souveränen Klassensieg bei den Zweiliterfahrzeugen.
Hinter dem fünftplatzierten Robert Römer tobte lange Zeit ein spannendes
Duell um den Sieg in der Tourenwagenklasse bis 3250 ccm. Bernd Kleeschulte,
der nach 2001 zum zweiten Mal in der STT antrat, lieferte sich mit Robert
Egner im Audi A4 Turbo einen herrlichen Schlagabtausch, den der BMW Pilot
mit 0,915 Sekunden für sich entschied. Ein Nostalgieduell der besonderen
Art gab es zwischen Rüdiger Klos und Christoph Schlemm zu bestaunen.
Beide setzten zwei ehemalige Mercedes 190E Evo II aus alten DTM Zeiten ein
und sorgen regelmäßig für Begeisterung unter den Zuschauern,
die der besten DTM Zeit aus den 90ern nachtrauern. Klos setzte sich nach Fallen
der schwarz-weiß karierten Flagge gegen Schlemm durch, der aber mit
alten Reifen zu kämpfen hatte. "Ich bin gegen Ende des Rennens ohne
Chance gewesen und musste abreißen lassen, da meine Reifen sehr stark
abgebaut haben" erklärte Christoph Schlemm etwas enttäuscht.
Neben Wallenborn, Römer, Besler, Kleeschulte, Klos und Hohenester holten
noch Helmut Maier (VW Spiess Golf) und Jörg Lorenz (Porsche dp 935) Klassensiege.
Kurz vor dem zweiten Rennen am Sonntag zogen wieder Regenwolken auf, die aber
dann doch nicht ihre nasse Fracht entluden. Diesmal gewann Kuismanen vor Wallenborn
den Start, während sich dahinter Besler und Schönemann zu zweit
durch die neue Schikane nach Start und Ziel quetschten. Der eigentliche Polesetter
Willi Herold musste mit neuem Motor aus der Box nachstarten. Kuismanen und
Wallenborn tobte an der Spitze vorneweg, immer dicht an dicht. Der schwarze
Porsche klebte erneut wie Pattex an der Viper von Kuismanen, schien aber nicht
vorbei zu kommen. In der letzten Runde nutzte Wallenborn einen kleinen Fehler
von Kuismanen jedoch aus und ging vorbei. "Ich hatte in der Runde zuvor
schon beobachtete, dass die Viper in der Kurve nach dem schnellen S zu weit
nach außen getragen wurde. In der letzten Runde hatte ich sie mir dann
zurechtgelegt und bin an der selben Stelle vorbei." Somit holte sich
Robert Wallenborn, dem die engen Fights an der Spitze viel Spaß bereiteten,
seinen zweiten STT Gesamtsieg.
Die stärkste Leistung im Feld vollbrachte aber Willi Herold im Audi S2.
Von der Boxengasse aus gestartete pflügte der S2 mit dem breiten Heckflügel
durch das komplette Feld. An die zwei schnellen GTs an der Spitze kam Herold
jedoch nicht mehr ran. Die schnellste Rennrunde und der Klassensieg bei den
Tourenwagen über 3250 ccm waren so noch ein kleiner Trost. Sehr zum Leidwesen
von Michi Besler, der so den Sprung auf das Podest verpasste. Dennoch konnte
der Hamburger mit Gesamtrang vier zufrieden sein. Jürgen Hohenester fuhr
wieder ein starkes Rennen und belohnte sich selbst mit dem fünften Gesamtrang
und dem Klassensieg bei den Zweilitern. Lars Schönemann rettete sich
noch auf den sechsten Platz ins Ziel, nachdem erneute Getriebeprobleme eine
schnellere Fahrt unmöglich machten. Hinter Schönemann lief Robert
Römer als Sechster ins Ziel ein.
Zuvor hatte Römer aber erst an Robert Egner im Audi A4 Turbo vorbei müssen,
der auf Grund eines Hinterraddefekts noch auf den fünfzehnten Rang zurückfiel.
Dadurch rutschte Christoph Schlemm eine Position nach vorne. Der Hildesheimer
hatte für das zweite Rennen frische Reifen montieren lassen und war damit
gleich drei Sekunden schneller. Auch am Ende des Feldes hatten Zwei richtig
Spaß, Peter Blickensdörfer (VW Scirocco) und Jörg Lorenz (Porsche
dp 935). "So kann es auch am Ende des Feldes Spaß machen"
meinte Blickensdörfer nach dem Rennen. Die Klassensiege gingen an Robert
Wallenborn, Robert Römer, Jörg Lorenz, Willi Herold, Bernd Kleeschulte,
Christoph Schlemm, Jürgen Hohenester und Helmut Maier.
Pechvogel des Wochenendes war Joachim Bunkus im Triumph Dolomite. Beim ersten
Rennen ereilten dem Meister des Jahres 2005 ein Motorschaden in der letzten
Runde, wodurch er den sicheren zweiten Klassenrang verlor. Jürgen Hohenester
übernahm mit 46 Punkten die Führung in der Gesamtwertung, vor Pertti
Kuismanen 42, Robert Egner 38, Robert Wallenborn 38 und Christoph Schlemm
mit 37 Punkten. In zwei Wochen geht es dann schon wieder weiter. Die STT kehrt
wieder nach längerer Abwesenheit nach Dänemark zurück und wird
erstmals auf dem 1,75 km langen Djursland Ring starten. (Patrick Holzer STT
Presse)