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- Donnergrollen mit Thors Hammer
- von 0 auf 100 absolviert er mit 5,1 Sekunden
- ein tolles Auto mit einem faszinierenden Sound

Einer wie er bewegt - nicht nur qua motorischer Vehemenz auf der Straße, sondern qua motorischer Vehemenz auch emotional. Dabei ist sein Name eher schlicht: Audi S8. Man protzt nicht - zumindest beim Namen nicht. Der Typ mit vier Ringen im Gesicht und 331 kW/ 450 PS unter der Haube ist voll gepackt mit allem, was die Abteilungen Technik und Luxus der Ingolstädter hergeben und obendrauf ausgestattet mit einem prohibitiven Grundpreis von 97 600 Euro, der die potenzielle Kundschaft streng selektiert. Man muss den teuersten aller Audis schon lieben, um derart drastisch ins Portemonnaie zu greifen. Aber wer das tut, bekommt einen superben Gegenwert.


Der teurste aller Audis (Foto: Auto-Reporter/Audi)

Allein der Motor ist vom Feinsten, denn er wurde abgeleitet vom V10-Aggregat des Lamborghini Gallardo und nur im Verhältnis von Bohrung zu Hub leicht modifiziert. Und er bekam die FSI-Direkteinspritzung. Der V10 im neuen Audi S8 nutzt die FSI-Benzindirekteinspritzung, die ein hohes Verdichtungsverhältnis von 12,5:1 und eine entsprechend effektive Verbrennung nach dem homogenen Lambda-1-Verfahren ermöglicht. Bei 5,2 Litern Hubraum sind 331 kW/ 450 PS eigentlich keine allzu große Kunst, und das maximale Drehmoment von 540 NM bei 3.500/min liest sich wie ein Versprechen, das auch gehalten wird. Die 450 Pferde stehen nicht nur auf dem Papier, sondern scharren jederzeit mit den Hufen. So kann der große Ingolstädter sogar mit dem schnellen Zuffenhausener Porsche 911 mithalten. Den Spurt von 0 auf 100 absolviert er mit 5,1 Sekunden nur einen Wimpernschlag "langsamer" als der 911 (5,0). In der Spitze legt Audi dem S8 die übliche und typische Zurückhaltung auf. Der Zehnzylinder wird elektronisch bei 250 km/h abgeregelt. Nun mag man einwenden, dass dies für eine sportlich-luxuriöse Limousine doch gar nicht schlecht sei, und das stimmt auch. Aber man stelle sich einmal einen abgeregelten Porsche vor. Schon allein bei dem Gedanken möchte man sich schütteln. Wenn zwei das Gleiche tun, ist es eben noch lange nicht das Gleiche.

In allen übrigen Fahrbereichen aber verdichtet sich der Eindruck, dass der hochgezüchtete FSI-V10 auch etwas mit germanischer Mythologie zu tun hat: Der Herr des Gewitters hat die Patenschaft übernommen, denn die 450 PS schlagen zu wie Thors Hammer. Hat er sich erst einmal richtig ans Gas gehängt, knallt er mir die lederne Rücklehne ins Kreuz und stürmt vorwärts wie die wilde, verwegene Jagd. Und dabei hält er es auch akustisch mit Thor, dem Donnergott. Nie war der Begriff "Donnergrollen" im Zusammenhang mit dem Arbeitsgeräusch eines Motors angemessener als hier. Schlüsseldreh und der V10 beginnt, donnernd zu grollen. Und je höher die Drehzahl steigt, desto donnernder grollt er. Aber - und das ist das Ungewöhnliche und Faszinierende - nie schleicht sich wie bei fast allen anderen eine hohe Frequenzspitze in den orchestralen Sound hinein, kein Diskant, kein schriller Ton, kein Kreischen - nur der Grollbereich von dezent ab 1.000/min bis donnernd bei 7.000/min.


FSI-V10 (Foto: Auto-Reporter/Audi)

Dennoch gibt sich der Zehnzylinder-FSI mit einem Durchschnittsverbrauch von 13,4 Litern Super pro 100 Kilometer erstaunlich bescheiden. Kein Wert, dessen sich die Ingolstädter schämen müssten, Thor hat schließlich auch nicht Diät gelebt. Aber selbst er hat nicht ständig zugeschlagen, und auch der S8-Pilot muss (und sollte) das Potential der schnellen Limousine ja nicht ständig ausreizen.

Der Audi S8 liegt wie ein hochkomfortables Brett auf der Straße, die Lenkpräzision ist ausgezeichnet. Das luftgefederte S8-Fahrwerk "adaptive air suspension - sport" (die sportlich modifizierte Version des A(-Basisfahrwerks) ist der Leistungsfähigkeit entsprechend straff abgestimmt, weist aber dennoch ein genügendes Maß Komfort auf - die Dankbarkeit aller gut betuchten Tempoliebhaber dürfte den Abstimmern gewiss sein. Das Fahrverhalten ist überaus gutmütig: In schnell gefahrenen Kurven schiebt Thors Hammer dezent über die Vorderräder und reagiert auf abrupte Lastwechsel mit stoischer Ruhe. Traktionsprobleme kennt die straff abgestimmte Super-Limousine mit permanentem Allradantrieb nicht. Der S8 erfreut serienmäßig mit einer Sechsstufen-Tiptronic, deren Auslegung sportlichen Ansprüchen absolut genügt. Und die Negativbeschleunigung - sprich das Bremsen - vollzieht sich mit den optionalen Keramikbremsen entsprechend vehement. Die Stoßfänger sind in Wagenfarbe lackiert, an Front und Heck prangt dezent das S8-Emblem, und er rollt auf einem 20-Zoll-Fahrwerk mit Leichtmetallrädern im S-Design auf Reifen der Dimension 265/35 R 20.


Ein Ambiente luxuriöser Eleganz (Foto: Auto-Reporter/Audi)

Das Interieur lässt keine Wünsche nach sportiv-luxuriöser Optik offen, es herrscht ein Ambiente luxuriöser Eleganz - das neue das sportliche Topmodell S8 gibt sich auch optisch als Athlet unter den Luxuslimousinen zu erkennen, unterscheidet sich als Audis Leistungsträger vom Mittelmaß und kultiviert sportive Impressionen. Die Nadeln der Instrumente sind in Weiß gehalten, ihre Skalen in Hellgrau und ihre Ziffern in S-typischer Kursivschrift. Am Drehzahlmesser und am unteren lederbezogenen Lenkradkranz prangt das S8-Emblem. Die ausgezeichneten Ledersitze geben hervorragenden Seitenhalt in schnell gefahrenen Kurven. Und wenn man wirklich einmal nur so dahin rollen will, kann man sich die Mittelarmlehne herunterklappen.

Unter dem Strich ist der neue Audi S8 ein tolles Auto mit einem faszinierenden Sound und einem gewaltigen Spaß-Potenzial. Schade, dass der Preis so prohibitiv ist. 97 600 Euro in Deutschland, in Österreich sogar noch teurer. (Auto-Reporter.net)

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