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• Drei Etappensiege und fünf Tage in Führung
• Zeitweise Dreifachführung, aber auch harte Rückschläge
• Die Stimmen zum Ruhetag
Drei Etappensiege und fünf Tage in Führung, zeitweise sogar eine Dreifachführung, aber auch harte Rückschläge auf den Etappen sieben und acht prägen die Bilanz des Volkswagen Werksteams bei Halbzeit der Rallye Dakar. Platz drei von Giniel de Villiers und die fünfte Position von Jutta Kleinschmidt nach acht der 15 Etappen bedeuten auch für die zweite Rallyehälfte bis zum Ziel in Dakar am 15. Januar aussichtsreiche Positionen in einer der am härtesten umkämpften Ausgaben in der 28-jährigen Geschichte der Wüsten-Rallye.

Bis 48 Stunden vor dem Ruhetag am 8. Januar in der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott zählte Volkswagen mit dem Race Touareg in den Tageswertungen wie auch im Gesamtklassement ständig zur Spitze: Der zweifache Weltmeister Carlos Sainz, der aus der Rallye-Weltmeisterschaft in den Marathon-Rallyesport gewechselt ist, übernahm mit zwei Bestzeiten in Portugal sogleich die Führung und lag in der Gesamtwertung zwei Tage lang vorn. Nach einer weiteren Bestzeit auf der vierten Etappe übernahm der Spanier mit Beifahrer Andreas Schulz ab der vierten Etappe erneut zwei Tage lang die Führung. Giniel de Villiers löste seinen Teamkollegen auf der sechsten Etappen an der Spitze des zu Beginn 174 Teilnehmer starken Feldes in der Automobil-Klasse ab. Auf der vierten und der sechsten Etappe lagen sogar drei der 275 PS starken Prototypen mit TDI-Technologie aus Wolfsburg an der Spitze, auf der fünften Etappe zwei der neuen Race Touareg 2. Tägliche Einzelergebnisse an der Spitze unterstreichen, dass Volkswagen der Konkurrenz ebenbürtig ist. So erreichte Mark Miller auf der extrem schwierigen Etappe vor dem Ruhetag auf die Sekunde genau die gleiche, insgesamt zweitbeste Prüfungszeit wie Stéphane Peterhansel, der damit im Mitsubishi die Gesamtführung übernahm.

"Die gründliche Vorbereitung hat sich bisher ausgezahlt, die Performance ist grundsätzlich gut", so Volkswagen Motorsport Direktor Kris Nissen. "Wir haben ein Team von insgesamt 78 Mitarbeitern aufgebaut, uns systematisch mit Tests und Einsätzen vorbereitet, ein neues Auto entwickelt und die stärkste Fahrermannschaft in der Geschichte von Volkswagen Motorsport geschmiedet."

Trotz aller Vorbereitungen von Volkswagen erwies sich die 9.043 Kilometer lange Wüstenrallye einmal mehr als unberechenbar – und das bereits in ihrer ersten Hälfte: Viele Spitzenteams wurden immer wieder Opfer der neuen, sehr viel schwierigeren Regeln zur Navigation. Auch Volkswagen zollte diesem Umstand Tribut: Am 6. Januar verloren Giniel de Villiers und Beifahrerin Tina Thörner die Führung und fielen auf Platz vier zurück, als sie sich verfuhren. Ebenfalls auf der siebten Etappe kamen Mark Miller und Dirk von Zitzewitz auf eine parallel zur eigentlichen Strecke verlaufende Piste, auf der sie sich von einem Dünenkamm herab überschlugen. Bruno Saby und Michel Périn verloren durch einen prinzipiell geringfügigen, aber ohne Spezialwerkzeug nicht zu behebenden Defekt in einer Kraftstoffleitung sieben Stunden Zeit. Carlos Sainz fuhr sich mit Andreas Schulz ebenfalls auf dem Weg von Zouerat nach Atar in den Dünen fest und büßte mehr als eine halbe Stunde ein. Tags darauf fuhren sich Jutta Kleinschmidt und Fabrizia Pons so unglücklich fest, dass sie 47 Minuten verloren. Das Damen-Duo fiel vom dritten auf den fünften Platz in der Gesamtwertung zurück. Carlos Sainz verlor auf der achten Etappe 7:51 Stunden durch einen Kupplungsdefekt – vermutlich die Folge des Festfahrens am Vortag - und fiel vom fünften auf den 17. Gesamtrang zurück. "Wir wurden in den beiden Tagen vor dem Ruhetag besonders hart getroffen", erklärte Kris Nissen. "Hinzu kommt, dass vier unserer fünf Autos gleichermaßen betroffen. Einzig Giniel de Villiers kam relativ unbeschadet durch und ist als Dritter bester Verfolger von Mitsubishi."

Bei allen Rückschlägen durften sich die Volkswagen Werkspiloten stets auf ein besonders starkes Team verlassen. "Alle sind bei Problemen gefordert und alle ziehen an einem Strang", freute sich Kris Nissen. "Dabei haben wir erlebt, dass auf den Teamgeist in unserer Mannschaft absolut Verlass ist." An vorderster Linie haben sich dabei die beiden Race-Truck-Mannschaften bewährt. Klaus Leihener/Thomas Baumann/Thorsten Goldberg und Josep Pujol/Lucas Cruz Senra/François Verbist sind per Reglement mir ihren MAN L90 ebenso wie die Race-Trucks der anderen Teams die einzigen, die direkt auf den zum Teil 800 Kilometer langen Tagesetappen Hilfe leisten dürfen. "Sie waren einmal mehr unsere ‚Rettungsengel’, die Schwerstarbeit geleistet haben und bis tief in die Nacht geholfen haben und gleichzeitig ihre eigene Rallye gefahren sind", lobt Kris Nissen.

In der zweiten Hälfte der Rallye werden die Service-Teams ebenso wie die Fahrer noch einmal höchsten Belastungen ausgesetzt. Nach insgesamt 4948 von 9043 Kilometern liegen genau 54 Prozent der Gesamtstrecke hinter den Teilnehmern. Die verbleibenden sieben der 15 Wertungsprüfungen erstrecken sich dabei über 2114 Kilometer – somit verbleiben 44 Prozent der insgesamt 4813 angesetzten Wertungsprüfungs-Kilometer, darunter ein Marathon-Tag, bei dem am Abend des 12. Januar lediglich die Race-Truck-Teams zum Service für die fünf Race Touareg 2 bereitstehen.

Stand nach Etappe 8, Atar (MR) – Nouakchott (MR); 508/568 km WP 8/Gesamt


Pos., Team, Fahrzeug, Etappe 8, Gesamtzeit
1. Stéphane Peterhansel/Jean-P. Cottret (F/F), Mitsubishi Pajero Evolution; 5:07.48 Std. (2.) 22:32.41 Std.
2. Luc Alphand/Gilles Picard (F/F), Mitsubishi Pajero Evolution; 5:11.32 Std. (5.) + 32 Sek.
3. Giniel de Villiers/Tina Thörner (RSA/S), Volkswagen Race Touareg 2; 5:27.12 Std. (6.) + 26.16 Min.
4. Nani Roma/Henri Magne (E/F), Mitsubishi Pajero Evolution; 5:08.51 Std. (4.) + 43.35 Min.
5. Jutta Kleinschmidt/Fabrizia Pons (D/I), Volkswagen Race Touareg 2; 6:11.28 Std. (11.) + 1:06.26 Std.
6. Thierry Magnaldi/Arnaud Debron (F/F), Schlesser-Ford; 5:00.56 Std. (1.) + 1:33.40 Std.
7. Jean-L. Schlesser/François Borsotto (F/F), Schlesser-Ford; 5:47.20 Std. (10.) + 1:45.21 Std.
8. Mark Miller/Dirk von Zitzewitz (USA/D), Volkswagen Race Touareg 2; 5:07.48 Std. (3.) + 2:12.13 Std.
9. Carlos Sousa/Jean-Marie Lurquin (P/B), Nissan Pick-up; 5:35.34 Std. (8.) + 3:10.12 Std.
10. Matthias Kahle/Thomas Schünemann (D/D), Buggy Honda; 7:33.24 Std. (27.) + 6:03.22 Std.
13. Bruno Saby/Michel Périn (F/F), Volkswagen Race Touareg 2; 5:32.05 Std. (7.) + 7:16.17 Std.
17. Carlos Sainz/Andreas Schulz (E/D), Volkswagen Race Touareg 2; 12:52.02 Std. (101.) + 8:09.43 Std.


Die Stimmen von Volkswagen Motorsport Direktor Kris Nissen, Teammanager Peter Utoft sowie der fünf Werksfahrer und -beifahrer zur Halbzeit der Rallye Dakar 2006.

Kris Nissen (Volkswagen Motorsport-Direktor)
"Unsere Autos funktionieren technisch sehr gut, aber wir haben auf der siebten und achten Etappe viele Rückschläge erlitten. Immer, wenn sich niemand festgefahren oder verfahren hat, waren wir voll konkurrenzfähig und haben an der Spitze mitgemischt. Wir sind nicht mehr vorne und haben 26 Minuten aufzuholen. Das ist zwar machbar, aber sehr schwierig. Im Dünensand macht uns etwas die Tatsache zu schaffen, dass die Motoren schnell warm werden. Im tiefen Sand braucht man die meiste Kühlung, hat aber den geringsten Fahrtwind, weil man oft nur Schritttempo fährt, bei durchdrehenden Rädern jedoch viel Leistung beansprucht. Das ist für alle gleich. Damit der Motor nicht überhitzt, wird bei uns bei Bedarf automatisch die Leistung um einige Prozent reduziert. Das System funktioniert gut, doch wir können es noch verbessern. Vielleicht haben wir zu wenig im tiefen Sand getestet. Jetzt blicken wir nach vorne: Wir haben ein tolles Team und die Motivation ist ungebrochen. Wir wollen nach wie vor diese Rallye gewinnen und werden bis zum Ziel am Lac Rose alles geben."

Peter Utoft (Team-Manager)
"Seit dem vergangenen Jahr wurden die Strukturen im Team weiter verbessert und die Abläufe optimiert. Wir haben etwa zehn Prozent mehr Leute pro Rallye-Fahrzeug im Einsatz. Alle wichtigen Schlüsselpositionen wurden doppelt besetzt. Wichtig war, die Teammitglieder auf diese Rallye perfekt vorzubereiten, so zum Beispiel durch Einsätze im Marathon-Rallye-Weltcup. Das hat sich ausgezahlt, wie wir in der ersten Hälfte der Veranstaltung gesehen haben: Die Abläufe sind sehr ruhig, oft war die Mannschaft am Abend sehr früh mit dem Service fertig. Bei einem so gewaltigen Projekt wie der Rallye Dakar profitiert man natürlich von einer guten Vorbereitung, auch dort haben wir einen Schritt vorwärts gemacht. Bei einem so großen Team ist es wichtig, die richtigen Teammitglieder im richtigen Moment am richtigen Ort zu haben. Und das ist uns bisher gelungen."

#301 – Bruno Saby (F)
"Der Start der Rallye war so spannend wie nie zuvor. Bis zur sechsten Etappe gab es noch zehn Fahrzeuge, die hätten siegen können. Leider haben wir durch einen Defekt an einer Kraftstoffleitung Zeit verloren. Positiv ist, dass sich die Mannschaft gut weiter entwickelt hat. Volkswagen hat das Potenzial zu gewinnen. Leider haben kleine Fehler Zeit gekostet. An den ersten Tagen war es nicht so, dass Volkswagen vorne war, weil Mitsubishi Zeit verloren hat. Nach der achten Etappe ist hingegen Mitsubishi an der Spitze, weil Volkswagen zurückgefallen ist."
#301 – Michel Périn (F)
"Bruno und ich haben uns folgende Strategie vorgenommen: Wir wollten nicht zu langsam sein, aber auch nicht zu schnell, sondern vor den echten Dakar-Prüfungen in Tuchfühlung zur Spitze bleiben. Leider hatten wir einen Defekt auf der siebten Etappe. Doch ermutigend ist, dass der Race Touareg 2 extrem konkurrenzfähig ist. Wir konnten sehr gute Zeiten erreichen, ohne am Limit zu fahren – und wollen das auch weiterhin tun."

#303 – Jutta Kleinschmidt (D)
"Die Rallye war bisher von der Strecke sehr schön, eine gute Mischung. Eigentlich etwas, was mir gut liegen sollte. Am Anfang war die Rallye sehr eng, doch als die echten Wüsten-Etappen kamen, hat sich das Feld sehr rasch auseinander gezogen. Aber leider liegen wir jetzt schon eine Stunde hinter der Spitze, weil wir uns festgefahren haben. Ich muss jetzt sehen, was wir noch aufholen können."

#303 – Fabrizia Pons (I)
"Ich bin mit unserer momentanen Platzierung nicht glücklich, wir haben auf der letzten Etappe vor dem Ruhetag zu viel Zeit verloren. Doch die Rallye ist noch nicht beendet. Wir wollen um eine bessere Platzierung kämpfen. Was die neuen Regeln betrifft, finde ich, dass das Roadbook bei dieser Veranstaltung nicht gut genug ist, um nach den neuen Regeln zu arbeiten. Denn wenn ein Wegpunkt nicht erscheint, kreist man herum und sucht. Und das ist gefährlich, weil potenziell die Fehlerquote steigt."

#305 – Giniel de Villiers (RSA)
"Die siebte Etappe war mit Sicherheit die schwierigste der Rallye. Es war für mich enttäuschend, auf der achten Etappe stecken zu bleiben. Wir liegen nun 26.16 Minuten hinten, doch die Rallye ist noch nicht vorbei. Wir wollten zu diesem Zeitpunkt natürlich näher an der Spitze sein. Doch noch ist alles möglich, vor allem die Etappe nach dem Ruhetag wird richtig hart."

#305 – Tina Thörner (S)
"Ich habe den ersten Teil der Rallye genossen, denn sie hatte viele schwierige und anspruchsvolle Sektionen. Es ist eine klassische Route, eine große Herausforderung. Durch die neuen Regeln wurde die Arbeit für uns Beifahrer noch schwieriger."

#307 – Carlos Sainz (E)
"Ich gewinne jetzt ein richtiges Bild von dieser faszinierenden Sportart. Hier herrscht eine tolle Atmosphäre. Sehr gut finde ich, dass es nicht nur auf Tempo ankommt, sondern auch auf Strategie, Navigation, Zuverlässigkeit und Teamarbeit. Sehr enttäuscht bin ich über den Zeitverlust am Samstag. Der Kupplungsschaden war wohl eine Folge vom Vortag, als wir uns festgefahren haben und uns mühselig befreien mussten."

#307 – Andreas Schulz (D)
"Unsere Halbzeitbilanz fällt grundsätzlich positiv aus. Carlos fährt seine erste Wüstenrallye und jeder hat gesehen, wie gut seine Leistungen sind. Schade ist, dass wir durch den Kupplungsschaden so weit zurückgefallen sind. Alle Beifahrer erleben, dass die Navigation und die Suche nach den Wegpunkten in diesem Jahr viel mehr mit Zufall zu tun als in der Vergangenheit. Das ist sicher nicht ideal für einen so hochklassigen Sport."

#309 – Mark Miller (USA)
"Ich bin etwas enttäuscht, denn unsere zwei Überschläge auf der siebten Etappe haben uns um die Siegchancen gebracht. Und jetzt muss ich mein Bestes geben, mich Tag für Tag im Gesamtklassement weiter vorkämpfen und keine weiteren Fehler machen. Ich bin glücklich, dass ich genauso schnell fahre wie die anderen. Das hilft mir für die Zukunft. Es ist schön, für ein so professionelles Team zu fahren – die Volkswagen Mannschaft arbeitet großartig. Ich will mithelfen, dass Jutta und Giniel aufs Podium fahren – hoffentlich ganz nach oben."

#309 – Dirk von Zitzewitz (D)
"Es bei der Dakar immer krass, wie eng Gut und Böse beieinander liegen. Wir waren nach der sechsten Etappe in einer guten Position, dachten am Tag darauf, wir hätten durch unsere zwei Rollen alles weggeworfen. Wir hatten aber Glück, dass wir trotz des Pechs noch in den Top 10 sind. Am Tag danach lief es wieder sehr gut. Doch es tut weh zu sehen, wie nahe wir an einem richtigen Erfolg waren. Bei einer Dakar kann so viel passieren. Wir haben nach dem Ruhetag einen weiteren schwierigen Tag vor uns. Man darf sich hier nie einer Platzierung sicher fühlen. Die Rallye endet erst am Lac Rose."

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