Zurück zu den Wurzeln: Die Regeln der Rallye Dakar
- Geschrieben von Dirk Hartung
- Kategorie: Rallye Raid (Langstrecke)
• Klassische Navigation mit Roadbook und Kompass
• Für Trucks und Motorräder gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h
• Autos haben grundsätzlich freie Fahrt.
28. Rallye Dakar vom 31. Dezember bis 15. Januar
Zurück zu den Wurzeln: Rallye Dakar mit neuem Regelwerk
Perfekte Navigation als Schlüssel zum Erfolg bei der Rallye Dakar 2006:
Der Wüsten-Klassiker startet am 31. Dezember mit einem neuen sportlichen
Reglement, welches neben hoher Belastbarkeit und großem Fahrkönnen
stärker denn je eine fehlerfreie Orientierung verlangt. Die Fahrerpaarungen
müssen bei der 28. Auflage der längsten und härtesten Rallye
der Welt weitgehend ohne die Unterstützung von Satelliten navigieren
und sind in erster Linie auf die Wegbeschreibungen im so genannten „Roadbook“
angewiesen. Damit steigt der ohnehin hohe Anspruch an die Teilnehmer der „Dakar“
weiter und verleiht der Rolle der Beifahrer eine noch höhere Bedeutung.
„Das sportliche Reglement sorgte bereits in den vergangenen Jahren für
eine hohe Chancengleichheit“, unterstreicht Volkswagen Motorsport-Direktor
Kris Nissen. „Durch die Neuerungen ist der Anspruch dieser Rallye aber
noch einmal deutlich gestiegen. Die fünf Copiloten im Team von Volkswagen
sind daher erst recht stark gefordert.“ Klassische Navigation mit Roadbook
und Kompass Peilten die Teams in der jüngeren Vergangenheit mittels GPS
(Global Positioning System) vorgegebene Wegpunkte zielgenau an, heißt
es 2006: zurück zu den Wurzeln. Die vom Veranstalter zur Verfügung
gestellten GPS-Systeme – und nur diese sind erlaubt – zeigen zwischen
Prüfungsstart und -ziel lediglich die Himmelsrichtung und die Geschwindigkeit
an. Die Route muss daher anhand des Roadbook abgefahren werden.
„Nach 42 Kilometern bei einem halb eingegrabenen Reifen links abbiegen“
– so liest sich ein typischer Hinweis in dem 150 Seiten starken Nachschlagewerk.
„Das neue Reglement sorgt dafür, dass die Navigation als klassisches
Element des Marathon-Rallye-Sports wieder mehr in den Vordergrund rückt“,
erklärt Andy Schulz, Copilot von Volkswagen Neuzugang Carlos Sainz und
mit zwei Siegen der erfolgreichste deutsche „Dakar“- Teilnehmer.
„Mit Tempo allein wird man die Dakar 2006 nicht gewinnen können.
Man muss sehr genau aufpassen, denn es gibt es eine Million Möglichkeiten,
sich zu verfahren.“ Um sicher zu gehen, dass die Teams unterwegs die
komplette Distanz bewältigen, müssen versteckte Kontrollpunkte angefahren
werden. Immerhin: Nähert sich ein Auto der entsprechenden Stelle in einem
Umkreis von drei Kilometern, spricht das GPS an und führt die Teilnehmer
in Richtung Wegpunkt. Haben die Teams den Punkt bis auf 200 Meter erreicht,
sind sie auf dem Weg zum nächsten Kontrollpunkt wieder auf Roadbook und
Kompass angewiesen. Jeder verpasste Punkt wird mit einer üppigen Strafzeit
geahndet.
Geschwindigkeit ist nicht alles – Sicherheit schon
Strafzeiten werden auch bei Geschwindigkeitsübertretungen verhängt.
So gilt beispielsweise in Ortschaften ein strenges Limit von 50 km/h. Temposünder
haben keine Chance, ihrer Strafe zu entkommen, denn im Etappenziel werden
die GPS-Geräte sämtlicher Fahrzeuge ausgelesen. Dort ist jede Überschreitung
dokumentiert. Während für Race-Trucks und Motorräder auch im
freien Gelände eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h gilt, haben
Autos grundsätzlich freie Fahrt. Auf einigen gefährlichen Passagen
gibt der Veranstalter aber ein Tempolimit vor. Dieses wird ebenso rigide überwacht
wie bei Ortsdurchfahrten. Neu sind Geschwindigkeitsvorgaben für die Begleitfahrzeuge,
die meist eine andere Strecke fahren als die Rallyeautos. „Da die Routen
für die Service-Crews ähnlich lang sind wie die der Wettbewerbsfahrzeuge,
wird es deutlich schwieriger, rechtzeitig im Etappenziel zu sein und die Wartung
der Fahrzeuge vorzubereiten“, erklärt Logistik-Chef Paco Crous
die bevorstehende Herausforderung.
Eine „Dakar“ ist ohne Service und Reparaturen unmöglich
Diese neue Reglementvorgabe macht der Service-Crew die ohnehin harte Arbeit
bei der härtesten Marathon-Rallye der Welt nicht leichter. Die Mechaniker
von Volkswagen Motorsport müssen fünf Race Touareg zwischen den
Etappen auf den nächsten Tag vorbereiten – das bedeutet Nachtarbeit.
Einziger Trost: Das Reglement gewährt den Technikern viel Spielraum.
Mit Ausnahme des Motorblocks und des Rahmens dürfen alle Teile, die nicht
repariert werden können, getauscht werden. Besonders schwierig wird es,
wenn während der Wettbewerbsetappe ein Problem auftritt. Dann dürfen
den Fahrern nur andere Teilnehmer, wie beispielsweise die beiden Volkswagen
Race-Trucks, helfen. Eine weitere Hürde ist die so genannte Marathon-Etappe
am 12. Januar: Im Zwischenziel Labé (RG) steht den Piloten am Abend
keine Service-Crew, sondern nur die Besatzung aus den beiden Race-Trucks von
Volkswagen zur Seite. Noch mehr als an den anderen Tagen ist dann Zuverlässigkeit
der Schlüssel zum Erfolg.