- HOFFEN AUF EINE „GRÜNE SERIE“
- Das Interview mit Manfred Stohl
Der deutsche Weltmeisterschaftslauf OMV ADAC RALLYE(10. - 13. August) rund
um Trier ist für den in Deutschland sehr bekannten undbeliebten Austria-Express
Manfred Stohl gleich in zweifacher Hinsicht von Bedeutung:Als Rallye-Profi
schätzt der Wiener die Herausforderungen der deutschen WM-Rundeund als
Fahrzeug-Entwickler die deutsche Premiere seines mit Erdgas betriebenenMitsubishi
Lancer.
„Welchen Stellenwert hat die OMV ADAC RALLYE für Sie?
Stohl: „Diese Rallye ist Deutschlands größte Motorsportveranstaltung
und das zurecht.Ich habe seit den WM-Läufen in Portugal nirgendwo so
viele Zuseher und Fans wie inDeutschland gesehen. Da macht Rallyefahren wirklich
Spaß. Man erlebt live, wie großdas Interesse an dieser Sportart
ist, und dieses hohe Zuschauerinteresse motiviertnatürlich auch uns Fahrer.“
„Gibt es außer der sportlichen auch noch eine technische Motivation?“
Stohl: „Eine davon war für Stohl-Racing sicherlich die Weltpremiere
mit demerdgasbetriebenen Mitsubishi in der Österreichischen Meisterschaft.
Bereits beim zweitenEinsatz konnte OMV-Pilot Beppo Harrach die Klasse für
alternativbetriebene Fahrzeugegewinnen – das hat mich unheimlich stolz
gemacht. Wir sind eine kleine Firma mit zehnMitarbeitern und haben bei diesem
Projekt enorme Entwicklungsarbeit geleistet. InDeutschland absolvieren wir
hier erstmals einen Probegalopp mit dem Erdgas-Mitsubishials Vorwagen.“
„Werden Rallye-Autos mit Alternativ-Energien zukünftig in der
WM eingesetzt?“
Stohl: „Absolut – die Autos sind extrem schnell. Ich bin überzeugt,
dass die FIA in dieseRichtung gehen sollte. Eine „Grüne Serie“
von Biodiesel bis Erdgas öffnet neue Türen,auch bei Sponsoren. Der
Rallyesport würde so erneut eine Vorreiterrolle beim Thema„Umwelt-Verantwortung“
im Motorsport übernehmen.“
„Wie reizvoll ist für Sie die Strecke der OMV ADAC RALLYE?“
Stohl: „Die Weinberge mag ich sehr gerne –es ist dort ziemlich
kurvig und von dahersehr interessant zu fahren. Vor allem die wunderschöne
Landschaft beeindruckt michjedes Mal aufs Neue und man glaubt gar nicht, wie
viele Strassen sich da verbergen.Baumholder ist von den Wertungsprüfungen
her ein wenig zu breit und daher nicht meinLieblings-Terrain – man hat
dort auch einen enorm hohen Reifenverschleiß und mussoft ungewollt die
Reifen wechseln. Im Saarland konnte ich immer gute Zeiten fahren –vielleicht
weil es dort ziemlich schnell zur Sache geht.“
„Ist die Fahrwerksabstimmung und Reifenwahl für diese drei Etappen
schwierig?“
Stohl: „Man kann hier keine reine Asphalt-Abstimmung fahren, weil zum
Teil - speziellBaumholder - tiefe Bodenwellen und Straßenunterschiede
wie Stufen, Schlaglöcherund Regenrinnen sind. In Baumholder ist auch
immer recht viel Schmutz auf denWertungsprüfungen – das macht die
ganze Sache sehr selektiv.In Wirklichkeit ist dasmit den Reifen nicht viel
anders als bei anderen Asphalt-Rallyes. In Baumholder istdie Gefahr des Reifenverschleißes
jedoch sehr hoch. Um Reifenschäden zuvermeiden, ist da schon auch Strategie
angesagt. Saubere Linie finden, versuchennicht über Stock und Stein mit
High Speed zu fahren und nicht zuviel cutten – also diePneus doch ein
wenig schonen.“
„Welchen Eindruck hinterlässt bei Ihnen der Start in der alten
Römerstadt Trier?“
Stohl: „Die Porta Nigra ist schon sehr beeindruckend. Für einen
Showstart und dieFans eine ideale Kulisse. Manchmal wünsche ich mir eine
Zeitmaschine, denn eswürde mich sehr interessieren, wie die Menschen
zu der Zeit der Römer in Triergelebt haben.“