• Die Rallye Schweden im Überblick
• Red Bull Skoda Team setzt diesmal auf DTM Star Mattias Ekström/Stefan
Bergmann (S) sowie Andreas Aigner (A)/Timo Gottschalk (D), jeweils auf Fabia WRC 2005
• Einzige Winterrallye im WM-Kalender ist schnell, spektakulär
und stellt hohe Anforderungen an die Piloten
Unglaublich aber wahr: Obwohl die Rallye Schweden der einzige Lauf im Kalender der Rallye-Weltmeisterschaft ist, der bei komplett winterlichen Verhältnissen stattfindet, gehört sie zu den schnellsten Veranstaltungen des Jahres. Die größte Herausforderung stellt der eisige Untergrund dar, der größere Variationen aufweist als so mancher Eisverkäufer Sorten feil bietet. Nicht nur Eskimos wissen: Eis ist nicht gleich Eis und benutzen gleich mehrere Namen für das gefrorene Nass. Die Bandbreite der Rallye Schweden reicht von „sehr kaltem“ Eis, das bei Temperaturen zwischen -20 und -10 Grad entsteht, über „normales“ Eis (-5 bis -2 Grad) bis hin zu „matschigem“ Eis zwischen null und +2 Grad. Ausgiebige und akribische Vorbereitung sind hier der Schlüssel zum Erfolg - auch wenn die Teams während ihrer zumeist im Dezember durchgeführten Testfahrten nur selten vergleichbare Bedingungen vorfinden.
Für den nötigen Halt bei dem wilden Tanz auf den vereisten Pisten
sorgen die Spike-Pneus von BFGoodrich. Die Piloten vertrauen jedoch nicht
nur auf die Leistung ihrer Reifen, sondern passen auch ihren Fahrstil den
„Bobbahnen“ in den schwedischen Wäldern an: So „lehnen“
die Driftkünstler ihre Autos gerne an den hohen Schneewänden an,
die die Strecke rechts und links begrenzen. Dadurch verleihen sie ihnen bei
Lenk- und Bremsmanövern zusätzliche Stabilität - unabdingbar
für schnelle Zeiten. Bei falscher Technik blüht den Piloten allerdings
Ungemach: Wer beim „Anlehnen“ einen falschen Winkel wählt,
geht das Risiko ein, dass der Wagen die Schneebänke durchbricht und stecken
bleibt. Gleiches gilt für den Fall, dass eine zu milde Witterung den
Schneewällen nicht die entsprechende Stabilität beschert. Versteckt
sich ein Baumstumpf oder gar ein Findling hinter oder unter der weißen
Pracht, erweisen sich die frostigen „Leitplanken“ hingegen schnell
als stabiler als erwünscht…
Die Rallye Schweden aus Sicht von BFGoodrich
„Anhand eines einfachen Eiswürfels können wir uns ausmalen,
welche verschiedenen Sorten Eis in Schweden vorkommen“, erklärt
Aimé Chatard, verantwortlich für das Rallye-Programm von BFGoodrich.
„Kommt er frisch aus dem Gefrierfach, bleibt der Eiswürfel leicht
an den Fingern kleben. Behält man ihn eine Weile in der Hand, beginnt
er zu schmilzen und wird flutschig.
Ein tückisches Element also, dem nur mit dem entsprechenden Material
begegnet werden kann. Über Sieg oder Niederlage entscheiden deshalb vor
allem die Reifen. Wichtig dabei: Die Spikes dieser Winterspezialisten müssen
gut mit der Lauffläche verbunden sein. BFGoodrich bietet seinen Partnern
mit dem schmalen und dadurch extrem griffigen „g-Force Ice“ das
optimale Wettbewerbsgerät. Jeder einzelne der maximal 384 Spikes wurde
per Hand eingeklebt - eine Prozedur, die pro Reifen bis zu einer Stunde dauert.
Besonders problematisch: Auch auf Wertungsprüfungen, die keine durchgehende
Schnee- oder Eisschicht mehr bieten, sollte der frei liegende Schotter möglichst
wenig Spikes aus der Lauffläche reißen. „Vergangenes Jahr
fanden wir bei der Rallye Schweden außergewöhnlich milde Temperaturen
vor“, erinnert sich Chatard. „Durch die geschmolzene Eisschicht
ragten Steine hervor, die den Pneus ordentlich zusetzten. Wir haben bei den
Wintertests versucht, das Problem in den Griff zu bekommen. Aber wer weiß,
ob die Bedingungen diesmal vergleichbar sind?“ Um sich vorab einen Überblick
über die aktuellen Straßenverhältnisse zu verschaffen, werden
deshalb ab Dienstag die ersten Eisspione von BFGoodrich auf den WM-Strecken
unterwegs sein. Während der Rallye fahren diese „Späher“
ab drei Uhr morgens jede einzelne Wertungsprüfung ab.
Durch die unterschiedliche Länge der Spikes erhalten die BFGoodrich Partnerteams
für jeden Untergrund optimales Material. Der „g-Force Ice normal
stud“ kommt bei komplett vereisten Pisten zum Einsatz. Die langen Spikes
des „g-Force Ice long stud“ geben auf einer Mischung aus Eis und
Schnee optimalen Halt, während die kurzen Spikes des „g-Force Ice
short stud“ in der von Chatard beschriebenen Situation greifen, wenn
der Schotter durch das geschmolzene Eis hervorlugt. Durch das asymmetrische
Laufflächenprofil des „g-Force Ice“ geben die Spikes jederzeit
sicheren Halt: Beim Bremsen und Anfahren verzahnen sie sich gerade in den
Boden, in den Kurven bieten sie optimalen Seitenhalt. Die schmalen Laufflächen
sorgen dafür, dass die maximal 20 Millimeter langen Eisenstifte mit hohem
Druck durch die obere Schneeschicht gepresst werden - so bauen sie in den
darunter liegenden, festeren Schichten Grip auf. Bei 120 km/h berührt
beispielsweise jeder einzelne Stahlnagel 17 Mal pro Sekunde die Fahrbahn.
Das sehr weite Profilmuster hilft dabei, den losen Schnee seitlich abzuleiten.
Das FIA-Reglement erlaubt auf einer Profillauffläche von 30 Zentimetern
maximal 60 Spikes. In der Regel ergibt dies eine Summe von 384 Spikes pro
Reifen. Die Länge der Spikes ist auf zwei Zentimeter Gesamtlänge
beschränkt, das Gewicht darf vier Gramm nicht überschreiten.
Nach seinem historischen Sieg vor zwei Jahren, 2004 gewann er als erster Nicht-Skandinavier
die Rallye Schweden, möchte sich Citroën-Pilot Sébastien
Loeb auch dieses Mal wieder gegen seine Konkurrenten durchsetzen. Rund um
Monte Carlo hat der Elsässer mit einer furiosen Aufholjagd - die ihn
nach einem fünf-Minuten-Zeitverlust am ersten Tag noch bis auf Rang zwei
führte - bewiesen, dass sein Xsara WRC noch längst nicht zum „alten
Eisen“ gehört und sich gegen die neuen Autos seiner Gegner behaupten
kann. Wie beim Saisonauftakt im Fürstentum stehen ihm zwei junge Spanier
zur Seite: Xavier Pons wurde vom werksunterstützten Kronos-Team für
Herstellerpunkte nominiert und tritt mit einem Fahrzeug nach 2006er-Reglement
an, das über mechanische statt elektronisch geregelte Differenziale verfügt.
Im Gegensatz dazu pilotiert Schweden-Debütant Daniel Sordo ein nach dem
Regelwerk der Vorsaison aufgebautes Auto.
Nach einer starken Vorstellung in Monte Carlo, wo er nur knapp das Podest verpasste, möchte Peugeot-Privatier Manfred Stohl in Skandinavien erneut glänzen. Der Österreicher will sich gegen seinen norwegischen Teamkollegen Henning Solberg behaupten, der 2005 in Schweden Rang fünf belegte. Einen Platz in den Top Ten hat auch Mattias Ekström fest anvisiert: Wie im vergangenen Jahr steuert der schwedische DTM-Pilot bei seiner Heimrallye einen Fabia WRC, der dieses Mal jedoch vom neuen Team Red Bull-Skoda eingesetzt wird. Nach seinem Debüt in der WRC-Klasse soll Andreas Aigner (Österreich) im zweiten Allradler des von Armin Schwarz geleiteten Teams weitere WM-Erfahrungen sammeln. Diese vier Piloten treten mit Fahrzeugen an, die nach dem Vorjahres-Reglement aufgebaut wurden.
Was erwartet das Red Bull Skoda Team
Nur zwei Wochen nach Monte Carlo geht die Punktejagd für das Red Bull Skoda Team im hohen Norden, in Schweden weiter. Der zweite WM-Lauf, als reine Winterrallye, stellt für die gesamte Mannschaft eine der schwierigsten Saison-Aufgaben dar. Trotzdem will man das Resultat von Monte Carlo, wo beide Fahrzeuge ins Ziel kamen und Punkte eroberten, wiederholen bzw. verbessern.
Einer der dazu in der Lage ist heißt Mattias Ekström. Der DTM-Champion 2004, der großer Rallye-Liebhaber ist, hat schon in der Vergangenheit bei seiner Heimrallye gezeigt, dass er auch auf Schnee ein ganz großer Könner ist. 2004 Sieger in der Gruppe N und 2005 10. Platz in der Gesamtwertung auf einem Skoda Fabia WRC: „Ich bin für heuer besonders motiviert, ich kenne das Auto, natürlich auch die Strecke. Damit sollte es möglich sein, mein Ergebnis aus dem Vorjahr zu verbessern und damit in die Punkteränge zu fahren.“
Andreas Aigner, nach seinem Erstantreten in Monte Carlo (13. Platz), muss in Schweden wieder bei Null beginnen: „Das heißt neu lernen, in Schweden bin ich Newcomer und muss versuchen, ähnlich wie in Monte zu beginnen. Dabei ist es wichtig keinen gravierenden Fehler zu machen und im Bewerb zu bleiben. Was mich besonders freut, Timo Gottschalk ist nach seiner Erkrankung wieder dabei. Bei der Gelegenheit möchte ich mich bei Klaus Wicha für seinen Einsatz in Monte Carlo bedanken. “
Die beiden Teamverantwortlichen Armin Schwarz und Raimund Baumschlager erwarten
sich in Schweden wieder einen positiven Auftritt der gesamten Mannschaft:
„Vorerst wollen wir am Beginn der Woche in Schweden positive Testfahrten
mit den speziellen Schweden Spikes absolvieren. Wichtig ist auch, dass wir
den Testwagen nicht umbauen müssen, da sowohl Mattias als auch Andreas
vom Fahrerstatus her, im Bewerb die Version Skoda Fabia WRC 2005 fahren werden.
Von der Zielsetzung her, erhoffen wir beide Autos am Ende der Rallye im Ziel
zu haben. Alles Weitere ergibt sich von selbst.“
349 Sonderprüfungskilometer auf 19 Sonderprüfungen
Die 55. Uddeholm Schweden Rallye wird Donnerstag, 02. Februar mit einem Showstart im Zentrum von Karlstad um 19,00 Uhr gestartet. Dann geht es 85 Kilometer in den Norden nach Hagfors und Uddeholm. Von Freitag bis Sonntag (03. – 05. Februar) stehen 19 Sonderprüfungen mit insgesamt 349,2 Kilometer auf dem Programm. Die Gesamtlänge der Rallye beträgt 1.441,16 Kilometer. Der Zieleinlauf erfolgt am Sonntag um 15,02 Uhr in Karlstad-Zentrum.
67 Nennungen wurden abgegeben, darunter befinden sich 25 World Rallye Cars. Mit dabei auch die Sieger der letzten Jahre. 2005 Petter Solberg, 2004 Sebastien Loeb, 2003, 2002 und 2000 Marcus Grönholm.
So verlief die Rallye Schweden 2005
Heiß aus Eis: Die Rallye Schweden stellt für viele Fahrer und Fans das Highlight der Jahres dar.
Die zweite von 16 Runden zur Rallye-Weltmeisterschaft 2005 begeisterte die Fans drei Tage lang mit packenden Zweikämpfen und zahlreichen Führungswechseln. Nach 20 hart umkämpften Wertungsprüfungen sicherte sich Toni Gardemeister mit seinem Michelin-bereiften Ford Focus WRC den dritten Rang hinter dem siegreichen Subaru-Piloten Petter Solberg und Markko Märtin am Steuer seines Peugeot 307 CC WRC. Titelverteidiger und Michelin-Partner Sébastien Loeb, der die Rallye Schweden 2004 als erster Nicht-Skandinavier gewinnen konnte, schied auf der vorletzten Wertungsprüfung an zweiter Stelle liegend mit Motorschaden aus.