- Umstellung vom V10- zum V8-Motoren ist Kraftakt für Ingeneure
- Toyota-Pilot Jarno Trulli ist beeindruckt vom TF106
Toyota TF-106. Foto: Auto-Reporter/Toyota
Die Umstellung vom V10- zum V8-Motoren ist für die Entwicklungsingenieure der Formel 1 ein Kraftakt. "Denn es genügt nicht, zwei Zylinder am V10 abzuschneiden", sagt ein Motorentechniker lapidar. Der Achtzylinder im Formel 1-Boliden ist nun mal ein anderes Triebwerk als der Zehnzylinder - hier müssen bei der Anpassung neue technische Hürden überwunden werden. Um den V8-Motor musste ein neuer Formel 1-Rennwagen gebaut werden. 2006 sind die Boliden mit dem rund 200 PS schwächerem V8-Motor im Heck etwas kürzer als mit dem V10 (leistete bis zu 900 PS) aus dem Vorjahr.
Bereits Anfang dieser Woche rollte erstmals der neue Toyota Formel 1 aus der Box an der spanischen Grand Prix Rennstrecke - im Heck der neue V8 mit der Bezeichnung RVX-06. Toyotas Ruf einen zuverlässigen Formel 1-Motoren zu bauen, hat bereist der V10 bewiesen: Obwohl das Triebwerk an zwei auf einander folgenden Renn-Wochenenden halten musste, ist die Toyota-Bilanz bei insgesamt 19 Formel 1-Rennen im vergangenen Jahr beachtlich: Es gab nur einen Motorschaden! Dass die Techniker rund um das Toyota Formel 1 Team besonders fleißig sind, zeigt die Tatsache, dass der neue V8 bereits im März 2005 auf dem Prüfstand in der Kölner Formel 1-Schmiede lief. Ende Juli wurde ein erster geheimer Test auf der Rennstrecke gefahren. Nicht nur mit dem neuen Auto ist Toyota früh, auch beim V8 haben die Japaner einen Vorsprung. "Dank unserer Möglichkeit frühzeitig mit den V8-Tests zu beginnen, konnten eine Menge hartnäckiger Probleme behoben werden. Wir haben sowohl auf der Strecke als auch in der Fabrik eine Menge Daten gesammelt", erklärt Luca Marmorini, Technischer Direktor Motor beim Toyota Formel 1 Team.
Toyota-Pilot Jarno Trulli ist zunächst beeindruckt vom neuen TF106, mit dem er viele Runden auf dem Ciruit de Catalunya in dieser Woche drehte: "Generell lief es sehr positiv. Ich war extrem überrascht vom Handling und der Motorleistung sowie davon wie sich der TF 106 insgesamt angefühlt hat." Auch Ricardo Zonta, dem dritten Fahrer (neben Trulli und Schumacher) und Testfahrer im Team, äußerte sich positiv: "Barcelona ist eine gute Strecke um den V8 in den schnellen Kurven zu testen, wo wir den Leistungsverlust nicht spüren. Ich bin sehr beeindruckt von der Arbeit, die wir bis jetzt mit dem neuen Auto geleistet haben. Natürlich müssen wir noch hart arbeiten, um zu verstehen, wie das neue Auto, der neue Motor und die neuen Reifen zusammenarbeiten." Toyota hat den Reifenpartner gewechselt: Nicht mehr Michelin sind montiert, sondern Bridgestone heißt das neue "schwarze Gold".
Weitaus mehr Arbeit liegt noch vor BMW Sauber. Zwar konnte Nick Heidfeld schon mit dem neuen BMW P86 V8 im Heck des Sauber C24B einen ersten Test fahren, aber das neue Auto ist noch nicht fertig. "Das war ein gelungener erster gemeinsamer Test. Es war wichtig, dass wir zu diesem frühen Zeitpunkt den BMW V8-Motor im Sauber-Chassis fahren konnten, um die Systeme aufeinander abzustimmen", erläuterte Dr. Mario Theissen, BMW Motorsport Direktor, in Barcelona, "wir stehen am Anfang der Testsaison und haben naturgemäß noch viel Arbeit vor uns." Bis zur Vorstellung des neuen BWM Sauber im Januar 2006 wird das Team weitere Tests mit dem Interimsfahrzeug absolvieren. Nick Heidfeld ist beim BMW Sauber F1 Team jedenfalls voll motiviert. Der Wahl-Schweizer sagte während seiner ersten Ausfahrt: "Nach meiner fast dreimonatigen Pause konnte ich den ersten Test kaum erwarten. Das Chassis und der Motor liefen problemlos. Der Leistungsunterschied des V8 gegenüber dem V10 ist natürlich spürbar. Daran muss man sich erstmal gewöhnen. Positiv überrascht bin ich davon, dass das Triebwerk viel weniger vibriert, als ich erwartet hatte."
Auch DTM-Meister Gary Paffett kam in dieser Woche in den Genuss den neuen V8-Motor im McLaren Mercedes MP4-20B (noch das Interimsfahrzeug) zufahren. Der Brite, der in diesem Jahr auf dem AMG-Mercedes C-Klasse die DTM gewonnen hatte, bekam diese F1-Testfahrt vom Formel 1-Motorenlieferant aus Stuttgart als Dankeschön. "Dieser Test war nicht nur eine Belohnung für Garys Titelgewinn in der DTM. Gary ist auch in unser Entwicklungs- und Vorbereitungsprogramm für die neue Saison integriert", bestätigt Norbert Haug, Mercedes-Benz Motorsportchef. Für Paffett ist es aber nicht die erste Formel 1-Testfahrt. Ende 2002 und Anfang 2003 testete er insgesamt dreimal für das Team McLaren Mercedes. "Das war klasse, toll für mich, nach zwei Jahren wieder ein Formel 1-Auto zu fahren. Der Unterschied zwischen dem DTM- und dem Formel 1-Auto war nach meinem Eindruck diesmal allerdings nicht so groß wie er mir bei meinem ersten Test vor drei Jahren zwischen Formel 3 und Formel 1 erschein," sagte Paffett in Barcelona.
In der nächsten Woche wird der DTM-Meister auch bei den Testfahrten
in Jerez zwei Tage im McLaren Mercedes sitzen. Und für 2007 strebt der
talentierte Pilot ein festes Formel 1-Cockpit an - sollte es Schwierigkeiten
bei der Fortsetzung der DTM 2006/2007 geben, konnte Mercedes-Benz für
den schnellen Briten eine Tür in der Formel 1 offen halten. (Auto-Reporter.net/pha)