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  • Heimsieg für Michael Schumacher
  • Fernando Alonso schmorte erst über eine Strafe, dann über einen Motorschaden!
  • Der lange Weg zum Rücktritt von Michael Schumacher

Absolut alle Augen waren heute Nachmittag auf ihn gerichtet. Nur ein paar Seitenblicke für den bestraften Titelrivalen Fernando Alonso waren am Sonntagmorgen noch erlaubt. Der Pole-Mann Kimi Räikkönen fand im Schumacher-Wahn von Monza fast schon gar keine Beachtung mehr. Doch bevor Michael Schumacher das Geheimnis um seine Zukunft lüften sollte, fuhr er gleich zwei klare Siege ein: Einen auf der Strecke im Großen Preis von Italien, einen in der WM-Tabelle im Kampf um seinen achten Weltmeistertitel.

Rotes Taktikspiel
Einzig der Start verlief für Michael Schumacher nicht nach Wunsch. Während Räikkönen vorneweg zog, kämpfte der Ferrari-Pilot mit seinem Landsmann Nick Heidfeld um den 2. Platz. Nachdem er sich gegen Nick durchgesetzt hatte, machte er sich auf die Jagd nach dem Finnen und schloss die Lücke bis zu seinem ersten Boxenstopp.

Ähnlich verlief der Start für Schumacher Titelrivalen Fernando Alonso. Der Spanier verbesserte sich zunächst von 10 auf 8, hing danach aber im Duell mit dem zurückgefallenen Nick Heidfeld. Nur durch eine Gewaltaktion in der ersten Schikane kam Alonso am BMW Sauber vorbei. Danach gab es aber auch für ihn vorerst keinen Weg nach vorne: Fernando hing hinter Button.

Dann kam die erste Runde der Boxenstopps, die Michael Schumacher die Führung bringen sollte. Der Kerpener stoppte in Umlauf 16 eine Runde nach Räikkönen, kam aber klar vor dem McLaren-Fahrer heraus. Das gleiche Bild zeigte sich nach dem zweiten Stopp: Schumacher blieb deutlich vor dem Finnen.

Dahinter gab es aber eine Verschiebung auf Rang 3. Der Sensationsdritte Robert Kubica und Alonso kamen in Runde 41 gleichzeitig in die Box - doch Renault war schneller und schickte den Spanier eher auf die Strecke zurück. Beim Beschleunigungsduell ausgangs der Boxengasse zog der Renault dem BMW Sauber endgültig davon. Für die WM bedeutete dies, dass der Rückstand auf Alonso von 12 Punkten vor dem Rennen auf 8 Punkte geschmolzen wäre.

Aber die gelb-blaue Freude währte nicht lange: Nur eine Runde später zog Alonso eine dicke Rauchwolke hinter seinem Arbeitsgerät her. Der High-Speed-Tempel von Monza hatte sein erstes Opfer gefordert - ausgerechnet den Ferrari-Gegner. Nun sah die WM-Situation völlig anders aus: Schumacher lag bei einem Sieg nur noch 2 Punkte hinter dem Titelverteidiger. Alles war für Ferrari allerdings nicht gut: Felipe Massa rutschte auf dem Öl des Renault aus und musste einen Notstopp einlegen, der ihn weit zurückwarf und auf Rang 9 alle WM-Punkte kostete..

Abwechslungsreiche Prozession
Die Startrunde versprach viel, was der Rest des Rennens aber nicht halten konnte. Wie prophezeit war der Italien GP auch in diesem Jahr ein Taktikrennen, das in den meisten Runden einer Prozession glich. Einige löbliche Ausnahmen gab es aber: Etwa Nick Heidfeld und David Coulthard, die auch im späteren Verlauf des Rennens noch Überholmanöver praktizierten. Und natürlich die ersten anderthalb Runden...

Gleich auf den ersten Metern ging es heiß her: Nick Heidfeld flog mit einem abermals guten Start an Michael Schumacher vorbei. Der Ferrari-Star konnte aber in der ersten Kurve kontern und drückte Heidfeld hinter sich nach außen. Dadurch wurde Nick zunächst von seinem perfekt gestarteten Teamkollegen Robert Kubica überholt. Dabei verlor der Mönchengladbacher sogar so viel Schwung, dass er noch hinter Massa und Button zurückfiel. Später überholte ihn auch noch Alonso, der dabei jedoch in der ersten Schikane abkürzen musste. Danach begann die Prozession, in deren Verlauf die Strategiefrage fast 50:50 zwischen ein und zwei Stopps ausfiel.

Der erste von insgesamt fünf Ausfällen des Rennens war gleichzeitig der 100. Ausfall in dieser Saison - es scheint also tatsächlich für alles eine Statistik zu geben. Nico Rosberg wird sich darüber nicht wirklich freuen. Er fiel mit einem Defekt an der Antriebswelle aus, den er sich wahrscheinlich beim Überfahren der Kerbs eingehandelt hatte.

Groß war derweil die Freude über den 90. GP-Sieg von Michael Schumacher, der gut sieben Sekunden vor Kimi Räikkönen die schwarz-weiß karierte Flagge sah und damit seine Titelhoffnungen schürte. Der letzte Podestplatz ging überraschend an den sensationell starken BMW-Sauber-Fahrer Robert Kubica, der in seinem erst dritten F1-Rennen auf das Podium fuhr! Dahinter belegte Giancarlo Fisichella vor Jenson Button und Rubens Barrichello den vierten Rang. Die letzten beiden Punkteränge gingen an Trulli und Heidfeld. Damit waren die sportlichen Entscheidungen des Tages gefallen - aber da war doch noch etwas...



Er hat es getan: Michael Schumacher hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Damit geht nach 16 Saisons die Ära Schumacher zu Ende.
Seit dem 9. Juni des Jahres 2003 rätseln Teile der Weltpresse über die Zukunft von Michael Schumacher. Würde er seine Karriere Ende 2006 beenden oder gar noch einmal verlängern? Warum das ausgerechnet seit jenem Tag der Fall war? Ganz einfach: An diesem Montag vor drei Jahren hat Michael Schumacher seinen Ferrari-Vertrag zum letzten Mal verlängert.

Seitdem verfolgte ihn die allgegenwärtige Frage nach seiner Zukunft. Zu Beginn dieser Saison, seiner letzten für Ferrari und als aktiver F1-Rennfahrer, wurden die Frage-Intervalle der Journalisten logischerweise immer kürzer: bis Schumacher am Donnerstag in Barcelona ein Machtwort zu sprechen glaubte. "Ich gebe meine Entscheidung nach dem Saisonende in Brasilien bekannt", sagte er, wurde aber nur drei Tage später von seinem Teamchef Jean Todt eines Besseren belehrt: "Die Entscheidung fällt beim Ferrari-Heimspiel in Monza", sagte er - und so sollte es auch kommen.

Dem Vertragsverlängerungs- und Rücktrittshype setzte dies aber nicht das erhoffte Ende. Die Ferrari-Verantwortlichen wie Schumacher, Todt und Monzetemolo sowie alle anderen, die sich im Paddock vor ein Mikrofon trauten, wurden weiterhin pausenlos zum Thema Michael Schumacher gelöchert. "Sämtliche TV- und Rundfunkstationen sowie Schreiberlinge wären gut damit beraten nicht immer über Gerüchte und Spekulationen zu schreiben", versuchte Ralf Schumacher glücklos Ruhe in die Gerüchteküche zu bringen. "Das sind alles sinnlose Kommentare, die man sich sparen kann und die Euch sowie Michael nur unnötig Arbeit machen."

Unnötige Arbeit scheint die Presseschar aber zu noch mehr Fragen zu beflügeln. "In Monza gibt es eine offizielle Mitteilung. Für Euch ist es zu lang, für mich ist die Zeit vielleicht zu kurz - das kann man sehen wie man will", blockte Schumacher von Rennwochenende zu Rennwochenende ab. Selbst auf die Trickfallen der Schreiberlinge fiel er nicht herein: "Wenn heute Monza wäre, was würden Sie dann sagen?" - "Das ist eine hochinteressante Frage - in Monza gebe ich Ihnen eine Antwort darauf."

Die Antwortet lautet: Schumacher tritt am Ende der Saison nach dann 247-Grand Prix Starts zurück.

Schon lange vor den unabwendbaren Fragen dieses Jahres sprach Schumacher in Suzuka 1999 über seinen Rücktritt. Damals baten ihn unsere Kollegen des F1 Racing Magazine zu einem ganz besonderen Gespräch - ein Interview mit seinem einstigen Erzrivalen Damon Hill, der an jenem Wochenende seinerseits seinen letzten Formel 1 Grand Prix bestritten hat.

Wann also glaubte Schumacher damals, würde er aufhören 17 oder 18 Mal im Jahr im Kreis zu fahren? Damon Hill war sich sicher, dass man so lange weitermacht, wie man gewinnt. "Nur so lange man gewinnt? Oder auch so lange man mit der Leistung zufrieden ist?", entgegnete Schumacher damals. "Manchmal hat man ein Auto, mit dem man nicht gewinnen kann, aber man sich trotzdem im Vergleich zu seinem Teamkollegen gut schlägt. Dann ist alles okay." So war es bis 2005 und im Jahr 2006.

Wäre also die Familie, Ehefrau Corinna und die beiden Kinder Gina-Maria und Mick, ein Grund den Helm an den viel zitierten Nagel zu hängen? "Ich habe eine Familie. Aber ich finde nicht, dass dies Grund genug ist zurückzutreten", sagte er. "Vor einigen Jahren [Aussage von 1999] sagte ich mir, dass ich noch 5 Jahre fahren würde, aber ich erinnere mich auch daran, dass ich ganz zu Beginn meiner Karriere nur drei oder vier Jahre fahren wollte. Jetzt bin ich fast 10 Jahre dabei [2006 ist mittlerweile seine 16. Saison]. Es ist so lange okay, wie man es genießt und alles gut läuft. Aber ich werde sicherlich nicht mehr mit 40 fahren!", lachte der heute 37-Jährige. Etwas Spielraum bis zu jener Marke der großen Vier und Null hätte es also gegeben.

Und dann war da noch die Angst vor dem nächsten F1-Überflieger. "Das wird eine ganz neue Herausforderung für mich, da ich bislang immer der Junge war, der gegen die älteren Fahrer gekämpft hat", prophezeite er schon 1999 den Kampf gegen die Räikkönens und Alonsos dieser F1-Welt. "Irgendwann wird ein junger Fahrer kommen, aber er wird kein neuer Schumacher sein, sondern einen neuen Charakter haben. Mein Vater sagt mir immer: 'Wenn das passiert, dann solltest du besser aufhören.' Denn dann könnte es gefährlich werden. Da liegt er richtig. Dann könnte man vielleicht etwas versuchen, das wirklich gefährlich wird." Zum Beispiel bei Rot zu überholen oder das Auto auf der Strecke zu parken? Das ist wohl eine andere Geschichte...

Hat also Fernando Alonso den siebenfachen Weltmeister in den Rücktritt getrieben? "Ich fühle mich nicht alt, also sehe ich ihn auch nicht als jung an", sagte der Ferrari-Star auf jener berühmt-berüchtigten Pressekonferenz in Barcelona in diesem Jahr. Aber was ist Alonso dann? "Er ist gut." Auch gut genug, um in den letzten drei Rennen den großen Abschiedserfolg des erfolgreichsten F1-Piloten aller Zeiten zu verhindern? Die letzten drei Rennen in der Karriere des Michael Schumachers werden sicherlich die schwierigsten...(Adrivo.com)

Autosport.at sagt DANKE für eine großartige Karriere !

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