- „Ich will meinen Weg fortsetzen.“
BMW Sauber F1 Team Fahrer Nick Heidfeld hat sich durchgebissen. Pünktlich zu seinem Heimrennen, dem Großen Preis von Deutschland am 20. Juli auf dem Hockenheimring, ist es ihm gelungen, eine Durststrecke zu beenden.
Sie wurden für Ihren zweiten Platz und ihre zwei Doppelüberholmanöver
im Regenrennen von Silverstone gefeiert. Was ging in Ihnen dabei vor?
BMW Sauber F1 Team Fahrer Nick Heidfeld: „Es war einfach klasse. Nachdem
das Qualifying endlich wieder gut gelaufen war, hat im Rennen alles gepasst.
Das Team hat alles richtig gemacht, und auch ich habe keine Fehler gemacht.
Wenn einem Überholmanöver gelingen, ist das immer befriedigend.
Sich im direkten Kampf fair durchzusetzen, ist einfach das Höchste. Wenn
einem das in einem Rennen gleich zwei Mal mit zwei Gegnern auf einmal gelingt,
ist die Freude natürlich umso größer. Vor allem, weil mir
dies einmal ausgerechnet mit einem Ferrari und einem McLaren gelungen ist.“
Viele jammern, dass in der Formel 1 nicht überholt werden könne.
Sie beweisen regelmäßig das Gegenteil, sogar unter schwierigsten
Bedingungen. Wie entscheiden Sie, in eine Lücke reinzustechen? Sind Sie
mutiger als andere?
Heidfeld: „Ich finde, gerade unter schwierigen Bedingen ist das Überholen
am leichtesten. Im Regen sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Piloten
einfach größer. Außerdem werden in den Kurven unterschiedliche
Linien gefahren, was Überholmanöver natürlich begünstigt.“
Sie sprachen Ihre Probleme im Qualifying an. Sind die vom Tisch?
Heidfeld: „Auf jeden Fall steht fest, dass sich unsere Arbeit gelohnt
hat. Das Team hat mich großartig unterstützt. Es ging um eine komplizierte
Analyse und Maßnahmen, damit ich die Reifen in einer einzelnen schnellen
Runde besser nutzen kann. Als Außenstehender mag man meinen, mit ein
paar Burnouts kriegt man die Reifen optimal auf Temperatur. Aber so erwärmt
man gerade mal die Lauffläche der hinteren Reifen. Das Thema ist komplex,
und der Barcelona-Test im Juni hatte schon einen Fortschritt gebracht. Das
ging in Magny-Cours aufgrund unserer insgesamt bescheidenen Performance zwar
etwas unter, aber für mich war wichtig zu sehen, dass ich im zweiten
Qualifyingsegment wieder gleichauf mit meinem Teamkollegen war. Das hat sich
in Silverstone wiederholt. Wir werden jetzt aber nicht nachlassen, denn ich
bin sicher, da steckt noch mehr Potenzial drin, um meine Performance im Qualifying
weiter zu verbessern.“
Haben Sie sich in den vergangenen Wochen um Ihren Arbeitsplatz gesorgt?
Heidfeld: „Nein, das wäre der falsche Ansatz gewesen. Ich habe
mir Sorgen um meine Qualifying-Performance gemacht. Ich wusste, dass ich das
Auto fahren nicht verlernt habe, dass mein Tempo im Rennen stimmt. Der entscheidende
Punkt ist für mich, im Qualifying die Reifen auf Temperatur zu bringen.“
Warum sind Sie im Regen so gut?
Heidfeld: „Ich bin schon im Kart gern im Regen gefahren und in den anschließenden
Klassen auch. Das Auto rutscht und reagiert ganz anders, alles muss viel sensibler
geschehen - Lenken, Bremsen, Beschleunigen. Es macht irre viel Spaß,
das zu beherrschen. Wenn man nicht gerade in Führung liegt, kommt allerdings
ein Aspekt dazu, der Regenrennen unberechenbar macht: die fehlende Sicht.
Wir sitzen so tief über der Straße und die Formel- 1-Autos wirbeln
derart viel Wasser auf, dass man in der Gischt wirklich kaum noch etwas sieht.
Weder Gegner noch Wasserlachen, das ist mit einer Fahrt im Pkw nicht zu vergleichen.“
Wie liefen Ihre beiden Testtage in Hockenheim?
Heidfeld: „Wir haben Glück gehabt, dass das Wetter besser war als
vorhergesagt. Dadurch konnte ich mehr Runden als erwartet im Trockenen fahren.
Wir haben in Hockenheim einige neue aerodynamische und mechanische Komponenten
getestet, für den Großen Preis von Deutschland und die weitere
Zukunft. Das hatte Priorität, unser Plan war es keineswegs, möglichst
schnelle Runden zu fahren. Da ich nicht einschätzen kann, welches Programm
die anderen Teams gefahren sind, sind die Rundenzeiten vom Test nicht sehr
aussagekräftig. Allerdings hätte ich gerne noch etwas mehr Zeit
gehabt, ein optimales Setup für das Hockenheim-Rennen zu erarbeiten.“
Was haben Sie sich für den Großen Preis von Deutschland
vorgenommen?
Heidfeld: „Natürlich ist es für mich besonders motivierend,
zum Heim-Grand-Prix mit einem Podiumsplatz aus dem vorangegangenen Rennen
anzureisen. Ich will meinen Weg fortsetzen, einen guten Startplatz holen und
auch im Rennen das maximal Mögliche erreichen. Ich freue mich sehr auf
unser Heimrennen. Es ist ja nicht nur mein persönliches, sondern auch
das von BMW, und aus der Schweiz kommen auch immer besonders viele Fans nach
Hockenheim. Denen will ich ein tolles Rennen bieten.“