- Noch gut zehn Wochen bis zum Start der DTM-Saison 2010
- Zweifacher DTM-Champion hat intensive Vorbereitung absolviert
- „Würde Geld auf Michael Schumacher setzen“
Er ist der Mann, der Michael Schumacher bezwang. Gleich zweimal – beim „Race of Champions“. Mit identischem Material. Das können nur ganz wenige Rennfahrer der Welt von sich behaupten. Doch wenn am 25. April 2010 in Hockenheim die neue DTM-Saison startet, dann zählt für den Schweden Mattias Ekström ein anderes Ziel: Der Audi-Werksfahrer will seinen dritten DTM-Titel holen und damit seinen persönlichen Hattrick perfekt machen.
4. November 2009, 22:55 Uhr, Peking, Olympiastadion. Mattias Ekström jubelt aus
dem Innenraum zu den Zuschauern auf den Rängen des „Vogelnests“. Auf seine
Schultern ist Michael Schumacher gesprungen: Zeichen der Gratulation und des
Respekts des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters an den zweifachen DTMChampion,
der ihn gerade beim legendären „Race of Champions“ besiegt hat. Nach
2007 bereits zum zweiten Mal. Also doch kein pures Glück, sondern etwas mehr.„Ein tolles Gefühl, gegen ihn gefahren zu sein und gewonnen zu haben“, gibt der 31
Jahre alte Audi-Werksfahrer gern zu. „Aber nicht nur für mich persönlich, sondern
auch für die ganze Rennserie DTM. Denn so merken viele Außenstehende, wie hoch
das Niveau bei uns ist.“ Ekström muss es wissen: Seit 2001 ist er Bestandteil der
populärsten internationalen Tourenwagenserie, zweimal – 2004 und 2007 – nahm
er nach dem Finale den Meisterpokal mit nach Hause. Es folgten zwei weitere Titel
für Timo Scheider und Audi, für Ekström aber eine persönliche Durststrecke. Die soll
in seiner Jubiläums-Saison, seiner zehnten in der DTM, zu Ende gehen.
„Wir wollen uns beim Testen voll konzentrieren, die Leistung des Vorjahres im
Qualifying wiederholen und im Rennen besser werden.“ So beschreibt Mattias
Ekström das Ergebnis des jüngsten Gesprächs mit seinem Renningenieur Alex
Stehlig beim Audi Sport Team Abt Sportsline in Kempten. Und schickt dann sein
berühmtes schwedisches Spitzbuben-Lächeln hinterher. Angreifen wollen sie, es
allen noch einmal zeigen, wieder Meister werden – darum geht es dem Piloten und
seinem kongenialen Partner an der Boxenmauer in Wirklichkeit.
Der gleiche Plan übrigens wie schon vor Jahresfrist, als Freunde und Konkurrenten
beim Anblick Ekströms zweimal hinschauen mussten: durchtrainiert, jeder Muskel
definiert, in absoluter Top-Form und bis in die kurzen Haarspitzen motiviert – so
präsentierte sich der Skandinavier zum Saisonauftakt. Und hatte dann eine
erbarmungslose Pechsträhne, die von Spritmangel bis hin zu zwei Reifenschäden in
Führung alles bot, was ein Rennfahrer am allerwenigsten gebrauchen kann. „2009
war das Jahr mit dem meisten Pech meiner ganzen Karriere“, sagt Ekström.
Damit soll ab sofort Schluss sein. „Alex und ich haben uns nämlich außerdem
vorgenommen, viel weniger Pech zu haben“, grinst Ekström. 2001 kamen beide
gemeinsam in die DTM, kennen sich in- und auswendig. Und die Konkurrenz nur zu
gut. Ekström: „Audi und Mercedes werden wie schon in den Vorjahren auf
Augenhöhe miteinander kämpfen. Es wird darauf ankommen, konstant zu fahren,
Punkte zu sammeln und Höhepunkte zu setzen. Das ist der Weg zum großen Ziel,
dem Titel.“ Ihm hat er alles untergeordnet. Sogar die erneute Teilnahme am 90
Kilometer langen „Wasa-Lauf“ auf Skiern durch die schwedischen Wälder hat er
abgesagt. „Mein Zeitplan ist einfach zu eng. Und wenn man es macht, dann muss
man es richtig machen.“ Die Kondition und Fitness der Vorbereitung hilft ihm jetzt
bei der Arbeit im Cockpit des rund 350 kW starken Audi A4 DTM.
Rund um das Training zu Fuß, auf dem Fahrrad, auf Skiern oder sonstigen
Sportgeräten nutzte Ekström die rennfreie Winterzeit zum Entspannen. Die
Schweinegrippe im Dezember war relativ schnell ausgestanden, sodass ruhigen
Wochen im schweizerischen Salenstein, wo der Profi-Rennfahrer inzwischen mit
seiner Freundin Heidi lebt, nichts entgegenstand. „So sehr ich Sport und Action
liebe, so wichtig ist es für mich auch, zwischendurch die Akkus aufzuladen. Das hat
perfekt geklappt.“ Der Saisonauftakt in Hockenheim, mit dem die DTM auf ihre
Tournee durch Deutschland, Spanien, die Niederlande, Großbritannien und China
startet, kann also kommen.
Apropos China: Im Kreis der Audi-Werksfahrer darf Ekström mit seinem Renneinsatz
in Schanghai 2004, wo er mit Platz drei bester Audi-Pilot war, und seinem längeren
Aufenthalt während des „Race of Champions“ schon fast als Fernost-Experte gelten.„Ich finde es toll, mit der DTM in einem ganz anderen Kulturkreis zu starten. Es gibt
dort viele begeisterte Fans, die sich freuen, wenn sie Autos und Fahrer mal aus der
Nähe zu sehen bekommen.“ Sein gastronomischer Ratschlag zeugt allerdings
entweder von wenig Experimentierfreudigkeit oder mangelnder Liebe zur
chinesischen Küche: „Ich würde nach dem großen gelben ‚M’ Ausschau halten ...“
Trotz aller Fokussierung auf die DTM ist ein Seitenblick auf die Formel 1 trotzdem
drin – prominenter Wett-Tipp inklusive. „Ich würde einiges Geld darauf setzen, dass
Michael Schumacher 2010 Rennen gewinnt“, sagt Ekström. „Er hat sieben Titel
gewonnen und heißt Schumacher – da ist es klar, dass er selbst sich große Ziele
setzen muss. Aber ich sehe da und dort andere Fahrer vor ihm, er wird trotz seiner
unbestritten großen Erfahrung noch Lehrgeld zahlen müssen.“ Favoriten mag er
zwar nicht nennen. Doch wenn man weiß, dass Sebastian Vettel zu seinem
Freundeskreis zählt, oft zu Gast in seiner Wohnung am Bodensee ist und dem roten
Bullen wie er selbst eng verbunden, sollte man schnell auf die richtige Fährte
gelangen.
Michael Schumacher könnte dann nach der DTM-Titelentscheidung wieder zum
Thema für Mattias Ekström werden: Sollten sie beim „Race of Champions“ erneut
aufeinander treffen, hat Ekström die Chance auf seinen ganz persönlichen Hattrick
im Vergleich mit dem Formel-1-Superstar. Um seinen Hattrick in der DTM muss er
an den zehn Rennwochenenden davor kämpfen. Am 25. April geht es los.