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Siegreich unter allen Bedingungen: Die bisherige Formel 1-Saisonbilanz von Michelin blieb auch in Monaco makellos. Am kommenden Wochenende steht mit dem Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring der siebte Saisonlauf der Königsklasse an, und die Partner des französischen Weltkonzerns sehen sich wieder in der Favoritenrolle.
Mit ihrem bekannt niedrigen Grip-Niveau hält die Eifelstrecke eine Herausforderung für Reifenhersteller Michelin bereit. Dass die Mannschaft von Motorsport-Direktor Pierre Dupasquier auch diese Aufgabe erfolgreich lösen kann, bezweifelt derzeit niemand. Kleine Fußnote zum Europa-GP: Die Michelin-Piloten Nick Heidfeld und Ralf Schumacher sowie dessen Toyota-Team erleben in der Eifel ihre Heimrennen.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Nur sieben Tage nach dem Zieleinlauf in Monaco startet die Formel 1 zum Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring. Das Klassiker-Duo ist das erste von sechs „Doppelpacks“, die von den Grand Prix-Teams und dem Medientross in dieser Saison zu bewältigen sind. Der siebte Saisonlauf ist zudem der zweite von acht Grands Prix innerhalb von zehn Wochen.

Die 1984 eröffnete und vor dem letztjährigen Europa-Grand Prix umgebaute Formel 1-Strecke weist einen guten Mix verschiedenster Kurventypen auf. Viele Piloten sind der Ansicht, der Kurs sei durch den Umbau des ersten Streckenabschnitts im vergangenen Jahr interessanter geworden, andere finden die von Hermann Tilke entworfene Arena zu eng für die Formel 1. In den beiden schnellen Links-Rechts-Passagen, die auf die langsame Dunlop-Kehre folgen, spielen die Grand Prix-Renner dann ihre Aerodynamik aus. In der Regel fahren die Teams am Nürburgring mit relativ viel Abtrieb. Für Fans besonders reizvoll ist der Blick auf die NGK-Schikane am Ende der langen Gegengeraden, wenn die Boliden mit über 300 km/h aus dem Hatzenbach-Bogen heranrasen und erst jenseits des 100-Meter-Schildes brutal heruntergebremst werden.

Eine klassische Zutat - auf die Fans wie Fahrer allerdings gut verzichten können - bleibt diesmal wohl aus: Kälte und Regen sind bei aller gebotenen Vorsicht bezüglich der Wettervorhersagen für die Eifel in diesem Grand Prix nicht zu erwarten.

Der Abstecher in die Eifel bedeutet für zwei Michelin-Piloten eine besondere Rückkehr zu ihren Wurzeln. Toyota F1-Pilot Ralf Schumacher schulte auf der legendären Nordschleife seine Fahrkünste. „Dabei konnte ich es oft nicht fassen, dass auf dieser Strecke je Formel 1-Autos gefahren sind“, wundert sich der gebürtige Rheinländer noch heute. BMW WilliamsF1-Pilot Nick Heidfeld sammelte seine ersten Nordschleifen-Kilometer auf Kufen und zwei Rädern: „Am Nürburgring habe ich als Dreijähriger Fahrrad fahren gelernt. Im Winter haben wir auf der Nordschleife mit Schlitten gerodelt. Mit acht Jahren bin ich am Nürburgring das erste Mal Kart gefahren. Und Rennen habe ich dort in der Formel Ford, Formel 3, Formel 3000 und Formel 1 bestritten.“

Der Große Preis von Europa aus der Sicht von Michelin
„Wir kennen den Nürburgring gut und haben hier schon einige schöne Resultate erzielt“, erklärt Michelin Motorsport-Direktor Pierre Dupasquier. „Abgesehen vom oft unberechenbaren Wetter, stellt er uns vor keine technischen Probleme. Wir bezeichnen den Grand Prix-Kurs als eine ausgewogene Strecke.“ Da der Nürburgring seit dem vergangenen Jahr keine nennenswerten Änderungen erfahren hat, besitzt Michelin eine gute Datenbasis für die Auswahl der Reifentypen. „Wir haben bei den jüngsten Tests einige interessante Optionen ausprobiert“, so Dupasquier weiter. „Ich bin sicher, dass wir unseren Partnerteams auch hier den entscheidenden Vorteil verschaffen können - so, wie wir es bei den sechs bisherigen Saisonläufen geschafft haben.“

Das erwarten die Michelin-Partner
Michelin-Partner Renault F1 fühlt sich in Monaco unter Wert geschlagen - der Europa-Grand Prix soll deutlich besser laufen. „Wir können mit dem Renault R25 um Podestplätze kämpfen“, glaubt der in der Fahrerwertung führende Fernando Alonso. „In Monte Carlo setzten wir erstmals das neue Aerodynamik-Paket ein, dessen Vorteile wir nicht voll ausspielen konnten. Auf einer permanenten Rennstrecke wie dem Nürburgring werden sich die neuen Komponenten stärker auswirken.“

Für McLaren-Mercedes kommt die durch den engen Zeitplan erzwungene Entwicklungspause wie gerufen: „Es gibt keinen Zweifel, dass wir ein Auto haben, das einige der verbleibenden Rennen gewinnen kann, wenn die Kräfteverteilung in etwa so bleibt", beschreibt Teamchef Ron Dennis mit britischem Understatement die Hochform des MP4/20 und des aktuellen WM-Zweiten Kimi Räikkönen. „Im Moment weist das Auto keine konkrete Schwäche auf. Aber auch die anderen werden hart arbeiten, um ihre Leistung zu verbessern. Wir müssen schon am Nürburgring die nächste Chance nutzen, um zu Renault aufzuschließen.“

Mit viel Unterstützung von den Rängen rechnet das Werksteam von Toyota, das nur eine Autostunde entfernt in Köln-Marsdorf beheimatet ist. „Aber wer in Heimrennen besonders stark ist, macht in den übrigen Läufen etwas falsch“, gibt Technikdirektor Mike Gascoyne zu bedenken. „Wir haben gezeigt, dass wir auf jeder Art Rennstrecke schnell sind. Ich glaube nicht, dass wir uns hier irgendwelche Sorgen machen müssen.“

Bei BMW WilliamsF1 bleibt nach dem Jubel über die Plätze zwei und drei in Monte Carlo kaum Zeit zum Luftholen. „Diese Podiumsplätze waren für uns ein zusätzlicher Motivationsschub“, freut sich BMW Motorsport-Direktor Dr. Mario Theissen. „Zum Nürburgring hat BMW eine ganz besondere Verbindung. Und das nicht erst seit dem Doppelsieg vor zwei Jahren.“

Red Bull Racing, in Monaco erstmals punktelos geblieben, weicht beim Europa-Grand Prix vom Fahrerwechsel im Drei-Rennen-Turnus ab und lässt auch in der Eifel den Italiener Vitantonio Liuzzi ans Steuer des RB1-Cosworth. Die Zielsetzung des österreichisch-britischen Teams ist von gesunder Selbstironie gekennzeichnet: Wenn der Glamour-Grand Prix von Monaco mit einem grausamen Doppelausfall endet, stehen die Zeichen in der rustikalen Eifel logischerweise wieder auf Erfolg, so die Argumentation.

Michelin-Partner Sauber will die in Monaco unglücklich verpassten Punkte in der Eifel erobern. Besonders ehrgeizig ist dabei Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve, der seinen Fehler im Fürstentum vergessen machen will: „Ich habe viele gute Erinnerungen an den Nürburgring, denn dort konnte ich meinen ersten und auch meinen bislang letzten Grand-Prix-Sieg verbuchen", so der Kanadier.

Bei ihrem Comeback in die Grand Prix-Szene will BAR-Honda die ebenso ungewohnte wie unverdiente „rote Laterne“ in der Herstellerwertung eindrucksvoll abgeben. „Ich freue mich sehr auf unsere Rückkehr auf dem Nürburgring nach den vergangenen schwierigen Wochen“, sagt Takuma Sato. „Ich bin zuversichtlich, dass wir dort gut abschneiden werden. Wir waren bei bei den vergangenen Tests sehr schnell, und das Team hat trotz der schwierigen Umstände toll gearbeitet. Die Entwicklungsarbeiten sind im Werk und auf der Teststrecke unermüdlich weitergegangen.“

Rückblick: So lief der Große Preis von Europa 2004
Der ereignisreiche Grand Prix von Europa endete mit einem angesichts der letztjährigen Ferrari-Überlegenheit erfreulichem Ergebnis für den französischen Reifenhersteller: Jenson Button eroberte mit seinem Michelin-bereiften BAR-Honda beim siebten Lauf zur diesjährigen Formel 1-Weltmeisterschaft den dritten Rang. Mit den beiden Renault-Fahrern Jarno Trulli und Fernando Alonso auf den Plätzen vier und fünf, dem Jaguar-Dompteur Mark Webber auf Position sieben sowie Juan Pablo Montoya im BMW-Williams auf Rang acht besetzten Michelin-Partner insgesamt fünf der acht Punkteränge. Es siegte Ferrari-Pilot Michael Schumacher vor seinem Teamkollegen Rubens Barrichello.


Kommentar

Ralf Schumacher (Toyota Panasonic Racing):
„Niedriges Grip-Niveau am Nürburgring“
„Obwohl der Nürburgring eine permanente Rennstrecke ist, liegt das Grip-Level teilweise auf niedrigem Niveau. Der linke Vorderreifen wird durch die Kurvenkombinationen am stärksten gefordert. Der Nürburgring ist für mich einfach das Heimrennen schlechthin. Bis auf die langsame Passage zu Beginn der Runde mag ich den Kurs.“

Sam Michael (Technischer Direktor BMW WilliamsF1 Team):
„Michelin-Reifen schon früher getestet“
„Wegen der unmittelbar aufeinander folgenden Grands Prix bleibt keine Zeit für reguläre Testfahrten. Die Reifenmischungen, die Michelin zum Nürburgring mitbringen wird, haben wir bereits bei früheren Testfahrten ausprobiert.“


Statistisches
Großer Preis von Europa, Nürburgring, Nürburg (D), 7. Lauf zur FIA-Formel 1-Weltmeisterschaft 2005 (29. Mai 2005); Renndistanz: 60 Runden à 5,148 km = 308,863 km.

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